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Monster-„Ramsch“- Besser man „m“isst sie alle!

Vielleicht klingelt es bei diesem Titel -modifiziert nach einem alten Werbeslogan- beim ein oder anderen und Sie erinnern sich an die knackigen Kartoffel-Snacks in Gespenster-Form!? Doch um diese Knabberei soll es heute nicht gehen sondern um all die unentdeckten Energiemonster und Stromschlucker die in vielen Haushalten unbemerkt enorme Strommengen verschlingen (so wie ich einst die Chips…).

Im Gegensatz zu meinen Vor-„Bloggern“, Familie Jessenberger, gerät man in einer Miet-Wohnung wohnend schnell an die Grenzen der individuellen Möglichkeit Erneuerbare Energien zu nutzen oder selbstständig Sanierungsmaßnahmen durchzuführen. Da bleibt dem ökologischen Gewissen neben bewusstem Konsum und umweltfreundlicher Fortbewegung häufig „nur“ die Wahl von Ökostrom, wie in meinem Falle bilanziell „grüner“ Strom aus regionaler Wasserkraft. Doch selbst dann sollte man sich nicht dazu verleiten lassen unnötigen Energieverbrauch leichtfertig zu akzeptieren, denn die beste Energie ist eben immer noch die, die erst gar nicht verbraucht wird- und Geld spart man zudem.

Deshalb bin auch ich in meinem Haushalt mit einem Strommessgerät auf die Suche nach versteckten Energieschleudern gegangen. Schnell war dabei klar, dass es vor allem die Geräte sind die rund um die Uhr laufen, denen ich einen genauen prüfenden Blick widmen sollte. Allen voran meinem Kühl- und Gefrierschrank, der mir aufgrund von stark vereisten Gefrierfächern, periodisch gefrorenen Lebensmitteln im Kühlschrank (obwohl unterste Kühlstufe eingestellt) schon mehrmals ins Auge gestochen ist.

Und wie vermutet hat sich die nicht allzu einfache Montage des Messgerätes (da Einbau-Kühlschrank) gelohnt. Bei einem Nutzvolumen von ca. 165 Litern verbraucht meine ca. 18 Jahre alte Kühl-Gefrier-Kombination hochgerechnet rund 370 kWh Strom im Jahr. Vergleicht man diesen Verbrauch mit dem eines effizienten Neugerätes höchster Effizienzklasse A+++ (ca. 110 kWh/Jahr) ergibt sich ein Einsparpotenzial von rund 260 kWh oder 70€ im Jahr. Je nach Größe und Ausstattung würde sich die Anschaffung eines vergleichbaren Neugerätes also schon nach rund vier Jahren finanziell rechnen.

Doch da meldet sich mein Gewissen zu Wort, denn schließlich hat auch die Herstellung meines Kühlgerätes Energie gekostet- sollte ich das Gerät also schon entsorgen obwohl es doch eigentlich noch funktioniert?

Ähnlich sieht es z.B. bei Waschmaschinen, Spülmaschinen und ggf. Trocknern aus. Auch diese haben häufig schon einige Jahre auf dem Buckel und verbrauchen oft ein Vielfaches an Energie als ein vergleichbares Neugerät.

Grübelnd komme ich zu dem Schluss, dass jeder Austausch solch alter Nutzgeräte einer individuellen Betrachtung bedarf.

Schritt 1 ist hierbei die Abwägung, ob es sich im Falle von Kühl- oder Gefriergeräten tatsächlich um überhaupt notwendige Geräte handelt. Vergangene Energiespar-Projekte in der Region Coburg haben gezeigt, dass sich häufig sogar zwei oder drei Geräte, die parallel betrieben werden, in Haushalten befinden, die jedoch z.T. nur zur Hälfte befüllt oder nur periodisch genutzt werden und trotzdem das ganze Jahr über laufen. Hier lohnt sich die genaue Betrachtung, ob nicht auch ein Gerät oder ein kleineres Gerät ausreichend wäre. Oder ob z.B. der Keller im Sommer ausreichend kalt genug ist, um das Bier/die Getränke zu kühlen bzw. im Winter vielleicht sogar ein Balkon ausreichend ist, um gekühlte Lebensmittel kurzzeitig zu beherbergen. Die Abschaltung eines überflüssigen Gerätes bringt schon mal den besten Einspar-Effekt.

Als Schritt zwei empfehle ich dringend eine Messung des Verbrauchs der entsprechend als “notwendig” deklarierten Geräte. “Je älter desto ineffizienter” ist zwar meist, aber nicht zwingend, die Regel und eine Messung gibt konkret Aufschluss darüber welche Geräte am “austausch-würdigsten” erscheinen. Ab einem Alter von 10 Jahren lohnt sich spätestens eine regelmäßige Prüfung.

Schritt drei gilt dem tatsächlichen Nutzverhalten der Geräte. Der Austausch eines ineffizienten Kühlgerätes, das tagtäglich 24 Stunden lang genutzt wird, erhält in meinem Falle deutliche Austausch-Priorität vor z.B. einer nicht mehr so effizienten Waschmaschine oder Spülmaschine, die ggf. nur 1-2 mal pro Woche genutzt wird. Bei höherer Anzahl an Wasch-/Spülgängen lohnt sich jedoch ggf. auch hier ein Austausch.

Eine fachgerechte Entsorgung des Altgerätes vorausgesetzt entscheide ich mich also nach intensiven Abwägungen und aufgrund des hohen Einsparpotenzials, mit meinem Vermieter zu sprechen und den Austausch meines Kühl-Gefrier-Schrankes in Angriff zu nehmen. Ein Monster weniger…

Bei wem sich die Frage des vorzeitigen Austauschs von noch funktionstüchtigen Geräten nicht stellt, da das Altgerät z.B. einfach defekt ist, dem sei an dieser Stelle jedoch trotzdem beim Neukauf eine hohe Effizienzklasse empfohlen (mindestens A++, besser A+++) oder beim Kauf eines gebrauchten Gerätes eine genaue Prüfung/Messung vor dem Kauf, um sich nicht ein neues “Kühl-Monster” in den Haushalt zu holen.

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Vielleicht lohnt sich auch bei Ihnen ein prüfender Blick auf Ihre elektrischen Geräte?

Infos zum Kühlgerätetausch gibt es z.B. unter https://www.co2online.de/energie-sparen/strom-sparen/strom-sparen-stromspartipps/stromverbrauch-kuehlschrank/

Die meisten Energieversorger und Kommunen verleihen zudem kostenlos Strommessgeräte. Fragen Sie am besten mal bei Ihrem/r Klimaschutzmanager/in des Vertrauens nach, wo Sie ein solches Messgerät erhalten.

Für Haushalte mit geringem Einkommen gibt es bundesweit in einigen Städten und Landkreisen mit dem Projekt Strom-Spar-Check die Möglichkeit der finanziellen Unterstützung für die Anschaffung eines neuen Kühlgerätes. Innerhalb der Metropolregion Nürnberg gilt dies z.B. für die Städte/Landkreise Coburg, Fürth, Neumarkt und Schwandorf. Nähere Infos hierzu gibt es unter http://www.stromspar-check.de

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Foto Kühlschrank-Monster: Wolfgang Weiß

Bild Energieeffizien-Klassen: Europäische Kommission

Ein Gedanke zu „Monster-„Ramsch“- Besser man „m“isst sie alle!“

  1. Liebe Lisa,
    ein sehr guter Beitrag, mal ins Nachdenken zu kommen, wo man im Haushalt Strom sparen kann, ohne gleich alle vorhandenen Geräte zum Alten Eisen zu werfen, was ja nicht unbedingt
    der nachhaltigste Weg ist. Ich fand da auch Deinen Ansatz in unserer letztjährigen Fastenaktion so klasse – beim Frühjahrsputz den Energiefressern auf die Spur zu kommen.
    Schade, dass Kühlschränke nicht schon beim Öffnen ihr wahres Gesicht zeigen, wie bei dem Titelfoto zu Deinem Beitrag, da wüsste man wenigsten, woran man ist! 🙂
    Ich kenne Leute, die grundsätzlich auf Gefriergeräte verzichten, was viel Energie spart, allerdings wird es dann mit der Vorratshaltung schwierig, man muss kurzfristiger einkaufen und legt in der Folge dann vielleicht mehr Einkaufswege zurück, kann Essensreste oder z.B. Gemüse und Obst aus dem Garten nicht durch Gefrieren längerfristig lagerbar machen und und und …

    Das wäre überhaupt mal ein interessantes Thema:
    Was ist die energieeffizientes Form der Haltbarmachung von Lebensmitteln, was ist die schonenste und gesündeste. Früher hat man sich vieler Möglichkeiten bedient, nicht alle waren wirklich so gesund.

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