Allgemein, Energiesparen und Wohnen

Tag 15: My home is my castle

Unser Zuhause ist mehr als nur ein Dach über dem Kopf.

Die eigenen vier Wände sind Zufluchtsort und Schutzraum. Hier sind wir daheim, können wir selber sein, dürfen uns „fallen lassen“, dürfen wir „wir“ sein. Und so vielfältig wie wir Menschen eben sind, genauso vielfältig sind unsere Vorstellungen von einem schönen Zuhause. Und für all diejenigen, die noch keine klare Vorstellung von einem schönen Zuhause haben, gibt es zahlreiche Lifestyle-Magazine, die uns Tipps geben, wie es aussehen könnte.magazines-716801_1280

Beim Thema “Wohnen und Klimaschutz” fällt uns als erstes das Null-Energiehaus ein oder die Photovoltaikanlage am Dach. Steht der Neubau eines Hauses an, so spielen Energieversorgung, Wärmedämmung und ähnliche Themen mittlerweile eine große Rolle. Auch bei der Sanierung von Gebäuden rücken diese Themen zunehmend in den Fokus der Eigentümer. Doch wie sieht es eigentlich bei der Suche nach einer geeigneten Mietwohnung aus?

Deutschland ist Mieterland. Traditionell ist in Deutschland der Anteil der Menschen, die ein Wohneigentum besitzen, wesentlich geringer, als in den europäischen Nachbarländern. Etwa 60% aller Deutschen wohnen zur Miete. Dass bezahlbarer Wohnraum insbesondere in den Großstädten knapp ist, ist bekannt. Die Mieten mögen zwar bei uns im ländlichen Umfeld günstiger sein, als in der Stadt, das Angebot ist aber deshalb noch lange nicht reichhaltiger. Ich bin aktuell zwar noch nicht auf Wohnungssuche, aber ich halte die Augen offen. Meine Kinder werden größer und mit ihnen das Streitpotential.

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Noch kann ich sie in ihrem gemeinsamen Zimmer bändigen. Aber zwei getrennte Kinderzimmer, würden vermutlich unseren Alltag auf kurz oder lang etwas ruhiger verlaufen lassen. So studiere ich also seit einigen Monaten die Zeitungsannonce und schaue auch wieder auf die Online-Portale. So langsam macht sich da die Ernüchterung breit. Von meinem Anforderungsprofil rücke ich mehr und mehr ab. „Wunschparameter“ müssen gestrichen werden. Klar, eine Wohnung mit Nachtspeicher- oder Kohleöfen (es gibt sie durchaus noch vereinzelt) käme tatsächlich gar nicht in Frage. Aber von der Vorstellung, dass ich eine Wohnung wegen einer Ölheizung nicht annehmen würde, wenn alles andere passt, habe ich mich längst verabschiedet.

Vermutlich waren für mich deshalb auch die ersten Fragen im Co2-Rechner nach meinem „Haushalt“ auch so unangenehm. Schon die Einstiegsfrage, war für mich eher schwierig: Anzahl der Personen im Haushalt? – und nein, es lag nicht daran, dass ich nicht bis drei zählen kann…Aber wie gibt man an, dass man zwei Kinder hat, die nur die Hälfte der Woche bei einem wohnen? Zählen sie trotzdem voll? Ich habe mich für die „halb“-Variante entschieden. Also insgesamt zwei Personen statt drei. Nächste Schwierigkeit „Baujahr bzw. Standard des Hauses?“. Hm. Das Zweifamilienhaus, in dem wir wohnen ist etwa aus den 60-er Jahren. Denke ich. Es ist jedoch nicht „unsaniert“. Aber eben auch nicht komplett saniert. Gedämmt ist es gar nicht, aber die Fenster sind dreifachverglast. Die Heizung wurde komplett getauscht und auf Flüssiggas umgestellt. Ich entscheide mich für das Häkchen „bis 1978 unsaniert“. Und dann diese unangenehme Frage nach der Wohnungsgröße. Ich oute mich und gebe korrekter Weise 130,5 m² an. Jaaa, die Wohnung ist groß. Und die Hintergrundinfo vom CO2-Rechner verstärkt auch gleich noch mein schlechtes Gewissen:

Mit wieviel Personen und auf welcher Wohnfläche teilen Sie sich Ihre Wohnung oder Ihr Haus? Diese Angaben sind wichtig, da der aus den Jahresverbräuchen berechnete CO2-Ausstoß und die Vermeidungen später auf die Personen aufgeteilt werden.

Doppelt doof quasi. Aber, ich habe die Wohnung damals nicht ausgewählt, weil sie so groß ist, sondern obwohl sie so groß ist. Denn, es ist nun einmal so: Als Mieter mag ich Wünsche und Ansprüche haben, aber das Angebot am Wohnungsmarkt ist eben begrenzt. Da muss man Kompromisse eingehen. Und bei allem Idealismus – nach Abzug der Miete muss noch Geld übrig bleiben.

Genug gejammert. Wenden wir mal den Blick von den schwer veränderbaren Rahmenbedingungen ab und blicken in die Wohnung selbst. Da haben wir doch mehr oder weniger freie Hand bei der Einrichtung und Gestaltung. Und wie sieht‘s aus Frau Paulus? Alles im „grünen Bereich“ zuhause?

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Nun ja. Nach einem kritischen Blick durch die einzelnen Zimmer meiner Wohnung, finde ich doch etliche „No-go’s“, die so gar nicht zu einem nachhaltigen Haushalt passen wollen. Neben meinen heißgeliebten Echtholz-Möbelstücken, die zusammen die Geschichte der letzten Jahrhunderte widerspiegeln, stehen vereinzelte Pressspan-Regale und Kleinmöbel. Und ob das Holz aus dem der Kleiderschrank, die Kinderbetten und mein eigenes Bett hergestellt wurden, aus nachhaltiger Forstwirtschaft sind, kann ich nicht mit Sicherheit sagen. Besser sieht es bei den großen Stromverbrauchern im Haushalt aus: Geschirrspüler, Waschmaschine, Kühlschrank und Herd; alle vier sind erst ein paar Monate bzw. Jahre alt und waren „Klassenbeste“ beim Energieverbrauch. Für ihre Anschaffung habe ich mir viel Zeit gegeben, habe lange recherchiert und Daten verglichen. Da wollte ich keine großen Kompromisse eingehen. Auf einen Trockner verzichte ich schon seit vielen Jahren. Auch bei der Beleuchtung bin ich seit dem letzten Umzug komplett Glühbirnen frei. Wir haben ausschließlich LEDs. Ich fürchte, ich habe da auch einen gewissen „Tick“ wenn es ums Stromsparen geht. Für mich ist es eine Selbstverständlichkeit, das Licht auszumachen, wenn ich einen Raum verlasse. Das ich da ganz offensichtlich etwas „über genau“ bin, zeigt sich im Zusammenleben mit anderen Menschen. Mein Partner ist ab und an schon verwundert, wenn er einen Raum kurz verlässt und diesen ein paar Minuten später in völliger Dunkelheit wiederfindet, weil ich zwischenzeitlich das Licht gelöscht habe…Aber es gibt bestimmt schlimmere „Macken“…

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Standby – ist bei mir schon lang vorbei. Ausschaltbare Steckdosenleisten für Fernseher und Computer sind selbstverständlich.

Auch beim Heizen versuche ich mich klimagerecht zu verhalten: Im Winter ist es in meiner Wohnung kälter als im Sommer. Logisch – oder? Warum ich das dann extra schreibe? Weil ich meinen Gästen schon teilweise Pullover ausleihen musste. Sie sind es gewöhnt, dass sie in Innenräumen von einer konstanten 24 °C Wohlfühlatmosphäre umgeben werden. Im Sommer kühlen sie die Wohnung runter, im Winter heizen sie die Räume hoch. Ganzjähriges T-Shirt-Wetter. Wohnen wie im Hochglanzprospekt. Ich lebe mit den Jahreszeiten. Im Winter ist es außen kalt und ich kleide mich entsprechend. Innen und außen. Ich ziehe auch in meiner Wohnung einen dickeren Pulli und Socken an. Deshalb friere ich nicht bei 21° C, sondern fühle mich wohl. Das bedeutet für mich keinen Komfortverlust, sondern bewusstes Leben.

Aber wie sieht es sonst so aus beim Thema „wohnen“ im Hause Paulus? Oh, ja. Da gibt es noch etliche Themen, die beackert werden können: Wohntextilen zum Beispiel…Bettwäsche, Handtücher, Kissen, Decken…Nein, diese sind in meinem Haushalt nicht mit Blick auf die Produktionskette und den Klimaschutz gekauft worden. Da standen bei mir bisher auch nur die „Schönheit“ und das „Ambiente“ im Vordergrund und die Entscheidung fiel dann meist im Sinne der „fränkischen Hausfrau“ (diese ist nämlich mindestens genauso sparsam wie die schwäbische, sie redet nur net so viel darüber 😉 ). Auch bei all den anderen Einrichtungsgegenständen und dem Schnickschnack, der sich in einer Wohnung so ansammelt, gibt es bei Paulus daheim noch klimatechnisches Ausbaupotential.

Mein Vorsatz deshalb für den nächsten Gang ins Möbelhaus: Augen auf und Produktinfos mit einbeziehen. Vorab werde ich mich im Internet informieren, wo ich ökologische Produkte aus nachhaltiger Forstwirtschaft (FSC-Siegel) bekomme.fsc-grafik

Mein ganz persönlicher Tipp zum Matratzenkauf mit toller Entscheidungshilfe und 30 Tage probeschlafen: https://www.allnatura.de

Und wenn es um Wald und Bäume geht, unbedingt mal dieses Buch lesen:

Das geheime Leben der Bäume von Peter Wohlleben.

Und damit übergebe ich den Staffelstab an Ingrid Flieger, Klimaschutzmanagerin aus dingrid-flieger-miniem Landkreis Kulmbach. Ingrid, was bewegt dich zum Thema Klimaschutz?

 

Fotos: http://www.pixabay.de; screenshot: http://www.greenpeace.de

5 Gedanken zu „Tag 15: My home is my castle“

  1. Liebe Tina,
    vielen Dank für deinen tollen Beitrag. Vielen Dank dass du so offen in dieses Thema einblick gibst.
    Ich kann das sehr gut nachvollziehen. Auch ich bin Mieterin, und in Erlangen ist der Markt so “ausgesucht”, dass praktisch alles vermietet werden kann. Enerergieeffizienz als Luxus……

  2. Liebe TIna,
    wenn es ums Wohnen geht, will man tatsächlich nicht nur ans CO2-Sparen denken, da spielen doch so viele Faktoren mit. Zum einen will man sich so wohl wie möglich fühlen, zum anderen ist man auf das angewiesen, was der Wohnungsmarkt so bietet …, und da wird es zunehmend schwerer, vor allem in Ballungsräumen.
    Als Mieter ist man hinsichtlich energetischer Sanierungsmaßnahmen noch zwiespältiger eingestellt als ein Eigentümer, weiß man doch nicht, wie hoch die Einsparungen dann tatsächlich sind, mit höheren Mietkosten kann man aber allemal rechnen und mit dem “Ungemach” während des Renovierens.
    Super ist natürlich, wenn man in eine neue oder frisch renovierte Wohnung einziehen kann! Offensichtlich können Vermieter aber weiterhin Wohnungen anbieten, die weit unter dem Stand der heutigen Technik und des üblichen Wohnkomforts sind, es herrscht eben Wohnungsnot … Und was ist auch der vor einigen Jahren angekündigten Pflicht geworden, beim Inserieren von Wohnraum den Energieverbrauch/-bedarf mit angeben zu müssen? Da muss ich mich doch noch ein mal über die gesetzlicher Lage schlau machen …

    O.k., auf die Schnelle fand ich folgendes:
    http://www.gevestor.de/details/was-energieeinsparverordnung-2014-und-energieausweis-fuer-ihre-immobilie-bedeuten-714951.html
    “Hinweis: Verkäufer und Vermieter müssen den Ausweis künftig bereits bei der Besichtigung vorlegen. Nach Abschluss des Vertrages muss der Ausweis dann unverzüglich an den Käufer bzw. Mieter übergeben werden – zumindest in Kopie. Die wichtigsten energetischen Kennwerte aus dem Energieausweis müssen außerdem schon in der Immobilienanzeige genannt werden, zum Beispiel der durchschnittliche Endenergiebedarf des Gebäudes.”
    Beim immobilienscout24.de fand ich tatsächlich Informationen dazu (letzte Zeile!), bei den Annoncen in unserer Tageszeitung sehe ich davon nichts!

    Der Tipp mit den Matratzen ist super, denn ob man gut oder schlecht auf einer Matraze liegt und, noch wichtiger, wie gut man darauf schläft, kann ich im Kaufhaus wirklich nicht entscheiden!
    Und das Buch von Peter Wohlleben lässt mal einen ganz anderen Blick auf die Pflanzenwelt zu, so viel Kommunikation und Fürsorge, wie von Wohlleben beschrieben, würde man von Bäumen und Co. nicht erwarten … leider bin ich noch nicht sehr weit gekommen, wie so oft, wenn ich mir ab und an ein Buch gönne , Dein Hinweis ist ein Anlass, im Buch bald weiterzulesen!

    Herzliche Grüße
    Susanne

  3. Liebe Tina,
    du beschreibst genau das “Dilemma”, was ich bei meiner letzten Wohnungssuche hatte. Durch Zufall haben wir dann eine Mietswohnung in einem Energieeffizienzhaus gefunden mit tollen Vermietern obendrauf. Doch während meines Studiums waren Nachtspeicheröfen, Ölheizung, zugige Fenster und kühler Altbau auch bei mir die Regel. Klar, dass man als Mieter wenig im Bezug auf Dämmung der “eigenen” vier Wände tun kann. Da hilft nur Pulli und Socken an und einfach mal bei einem Tee und Kerzen gemütlich auf dem Sofa lümmeln.
    In puncto Möbelkauf bin ich ein absoluter Fan von Flohmärkten (sowohl zum Anfassen als auch im Internet), Tauschbörsen, Sperrmüll und Second Hand Läden. Da hab ich schon die ein oder anderen tollen Stücke (günstig oder sogar kostenlos) ergattert. Natürlich ist hier oft nicht nachvollziehbar, ob beispielsweise das verwendetet Holz FSC zertifiziert ist, aber immerhin gebe ich den Möbel ein “zweites” Leben und muss kein neu produziertes Produkt kaufen (egal ob zertifiziert oder nicht, es wurde produziert und hat damit Ressourcen benötigt). Außerdem bekommt meine Wohnung so eine viel individuellere Note und wenige, extra ausgesuchte Stücke finden darin Platz. So konnte ich mir dann auch den ein oder anderen Gang ins Möbelhaus sparen und hatte mehr Zeit für andere und schönere Dinge (Möbel aufbereiten beispielsweise, oder einen Wohnzimmertisch aus alten Weinkisten bauen). Nach und nach habe ich so erst meine Wohnung eingerichtet und so stehen viel weniger Möbel in meiner Wohnung als wenn ich zum Möbelhaus gefahren wäre und mich quasi “vollständig” eingerichtet hätte, vielleicht hast du ja Lust, das vor deiner nächsten Wohnungseinrichtung mal auszuprobieren?
    Auch toll sind die selbstdesignten sogenannten “Hartz IV” Möbel von Van Bo Le-Mentzel, die man für wenig Geld und mit wenig handwerklichem Wissen und Ausstattung nachbauen kann. Kostenlose Anleitungen gibt es hier: http://hartzivmoebel.blogspot.de/
    Übrigens wird Van Bo bei unserem Bayreuther Klimaschutzsymposium am 5.Oktober 2017 zu Gast sein und einen Workshop leiten und wir sind schon ganz gespannt auf ihn.

    1. Super, Katrin, Deine Hinweise für die Wohnungsmöblierung! Heute ist es doch schon Usus, zum Schwedischen Möbelhaus zu fahren und auf die Schnelle alles Notwendige und Nichtnotwendige zu kaufen. Manche halten dort ihr regelmäßiges Kaffeekränzchen ab, in Ordnung, wenn Kaffee und Kuchen schmecken (das Café um die Ecke hat doch aber viel mehr Flair), aber fast keiner wird dann nachher mit leeren Händen nach Hause kommen.
      Wenn eine Wohnung und das Mobiliar langsam mit einem mitwachsen ist das doch viel schöner als eine 1a-Möblierung wie im Prospekt! Und, toll, wenn man Erbstücke hat oder Quasi-Erbstücke auf dem Flohmarkt oder im Second-Hand-Handel erstehen konnte!

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