Ich stelle mir vor, wie es sein wird! Nach all den Wochen, ohne es getan zu haben! Was wird passieren, wenn´s wieder soweit ist? Wenn ich wieder baden darf? Rollt mir meine Badewanne das rote Handtuch aus? Werden meine Badezusätze eine La Ola-Welle anstimmen und mich dabei fröhlich mit Aroma-Salzen bewerfen? Zum Beispiel mit Nachthyazinthe-Inkanuss? Und werden meine Quietscheentchen mir voller Vergnügen entgegen quaken? Als würde sie kein Wässerchen trüben? Könnte sein!
Es ist ja nun auch schon verdammt lange her, dass ich das letzte Mal gebadet habe! Seit Anfang Februar habe ich meine geliebte Wanne gemieden, wie ein Veganer die Vorratskammer der Metzgerei Parzen. Und das will was heißen – ich bade nämlich gerne. Sehr gerne. Viel zu gerne: Das entspannende Plätschern, der Duft von Granatapfel-Amaranthöl. Dazu ein Gläschen Rotwein, der kicker oder ein Tim & Struppi-Comic – herrlich!
Dass das viel Wasser und Energie verbraucht? Schwamm drüber!
Denn sonst achte ich ja schon darauf, die Umwelt zu entlasten: Da wird das Auto auch mal (zur Freude meines Fahrrads) stehen gelassen, da wird Plastik vermieden (zur Freude von Flipper) und nur noch ganz wenig Fleisch gegessen (zur Unfreude meines Metzgers). Da werden bei uns zu Hause nachts alle Stecker gezogen und im Winter die Heizungen heimlich immer eine Stufe runter gedreht (sehr zur Freude meiner Frau)!
So ist das Baden meine größte Umweltsünde! Ein bis dreimal die Woche ist keine Seltenheit! Schockschwerenot!
Duscht man, anstatt zu baden, dann spart das ungefähr so viel C02 ein, wie ein Kleinwagen auf einer Strecke von 20 Kilometern ausstößt. So hat mir das Gesa Thomas von der sympathischen Klimaschutz-Guerilla-Fraktion des Landratsamtes Bayreuth erklärt.
Gesa hat es irgendwie geschafft, dass ich mich auf den Badewannen-Entzug eingelassen habe, der nunmehr schon fast zwei Monate andauert.
Nur ein einziges Mal bin ich schwach geworden: Da bin ich ins Badewasser meiner Frau gestiegen. Sozusagen in der Zweitverwertung! Ich hab´s Gesa auch gleich gebeichtet! Sie hat ein Auge zugedrückt – wegen der Zweitverwertung! Aber sonst war ich eisern!
Was hat´s gebracht? Viel!
Es hat mir einmal mehr ins Bewusstsein gerufen, wie gedankenlos ich vorher mit Wasser umgegangen bin und dass es so einfach sein kann, die Umwelt zu entlasten, wenn man von seinem komfortablen „hohen Ross“ herab steigt – in diesem Fall wohl eher vom „hohen Seepferdchen“. Die Vorstellung, als einzelner derart viel C02 eingespart zu haben, ist besser als jeder Patchouli-Sandelholz-Badezusatz. Und die Gewissheit, Pi mal Daumen eine Strecke von über 500 Kilometern vermieden zu haben, gibt einem auch ein gutes Gefühl (das ist von mir daheim etwa 125 Mal bis zur Vorratskammer der Metzgerei Parzen!).
Fotos: Christian Höreth
Lieber Christian, ich hoffe, Du hast den von mir verursachten Badewannenentzug gut überstanden! Danke fürs Mitmachen, und auch für den sonstigen Einsatz für die Umwelt. Weiter so! (und genieß die Aroma-Salze 😉 )
Mit dieser Idee ist auf jeden Fall niemand baden gegangen. Es ist immer wieder interessant wie vielfältig die Möglichkeiten sind mit denen jeder einzelne einen Beitrag leisten kann.