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Challenge 9: Verflickt und zugenäht!

Ein Tag wie jeder andere: Meine Jeans hängt in der Fahrradkette, ein Ärmel ist durchgewetzt und die Motten haben sich am Lieblingspulli gütlich getan. Und in der Jeans meines Achtjährigen prangt ein neues Riesen-Rutschloch. Nicht so schlimm, heutzutage gibt’s ja alles für ein paar Euro nachzukaufen, im Zeitalter der Fast Fashion. Wenn da nicht das leidige Thema Konsum und Klima wäre…

Challenge 9: Verflickt und zugenäht – heute etwas stopfen, flicken oder nähen.

Heutiges Arbeitsmaterial…

Was soll stopfen mit dem Klima zu tun haben???

Wir Deutschen kaufen gerne Klamotten. Immer mehr und immer schneller, wegen der rasanten Entwicklung der neuen Trends. Wir haben noch nie so viel Kleidung besessen wie heute. Laut statistischem Bundesamt geben wir vier Prozent unseres Geldes dafür aus, im Schnitt kaufen wir fünf Kleidungsstücke pro Monat, also 60 Kleidungsstücke pro Jahr und Person (Quelle: Greenpeace). Das sind zehn Kilogramm. Unsere Kleidung braucht Energie für Rohstoffanbau, Produktion, Transport, Gebrauch und letztendlich Entsorgung. Wieviel Energie hängt von vielen Faktoren ab:

  • Rohstoffanbau: Neben der enormen Mengen an Wasser, die für die Baumwollproduktion benötigt werden und in vielen Ländern wichtige Trinkwasserquellen dezimieren, erfordert der Anbau Energie, unter anderem für Düngemittel und Pestizide. Synthetikstoffe sind hier aber keine Alternative: Polyesterproduktion bewirkt dreimal so viele Treibhausgasemissionen, Acrylfaser gar viermal so viel.
  • Herstellung: Die größten Emissionen, abgesehen von der Gebrauchsphase, entstehen in den Textilfabriken: Vor allem für das Spinnen und Färben werden große Energiemengen benötigt, zuzüglich der Energie für Produktion von Chemikalien, die dafür eingesetzt werden.
  • Transport und Distribution: Je nach Anbauland und Ort der Weiterverarbeitung kann ein einziges Kleidungsstück 35.000 bis 100.000 km zurücklegen, bis es auf der Ladentheke liegt. Trotzdem macht das einen vergleichsweise geringen Teil der Emissionen aus, es sei denn, der Transport erfolgt mit dem Flugzeug, was ca. vier Kilogramm extra auf das Kleidungskonto bucht. Ein unterschätzter Mitspieler: Bekleidungskataloge sind für etwa 14% der Kleidungs-CO2-Emissionen verantwortlich.
Circa 90 Prozent der in Deutschland gekauften Bekleidung stammt aus dem Import, zum größten Teil aus China, Bangladesch und der Türkei
  • Gebrauchsphase: Ein Drittel der CO2-Emissionen entsteht beim Gebrauch: Für Waschen, Trocknen und Bügeln setzen wir Deutschen 850 Mio. t CO2-Äquivalente frei – das wäre doch wohl eine eigene Challenge wert, oder?
    Entsorgung: Ja, die darf man auch nicht vergessen. Auf den Altkleider-Container fürs gute Gewissen kann man nicht unbedingt setzen: Nur wenige der Kleidungsstücke werden exportiert (und verkauft!), etwa ¼ wird recycelt, meist zu Putzlappen oder Dämmmaterial, der Rest wird entsorgt. Lieber kann man qualitativ wertvolle Ware zum Second-Hand-Laden vor Ort geben oder mit Freunden tauschen.

Fazit: Der beste Konsum ist kein Konsum, lieber mal die Kleidung flicken. C’est très shabby-chic!

(Und wenn es doch mal sein muss, am besten Kleidung mit verlässlichen Öko/Fair-Siegeln wie GOTS kaufen…)

Wieviel CO2 kann eingespart werden?

Die Frage ist gar nicht so leicht zu beantworten, denn, anders als beim T-Shirt selber, würde man sich in der Transportkette ein Feature wünschen: Transparenz. Dennoch hat die Systain Consulting GmbH mit der Otto-Gruppe und unterstützt von Bundesumweltministerium, Umweltbundesamt und des Öko-Institut die CO2-Bilanzierung von einem Baumwolle-Longshirt erstellt:

Der Lebenszyklus z.B. eines Longshirts bewirkt Treibhausgasemissionen von rund elf Kilogramm CO2-Äquivalenten. Davon entfallen ca. sieben Kilogramm auf die Produktionskette bis zum Ladentisch.

Hochgerechnet auf die durchschnittlichen zehn Kilogramm neue Kleidung pro Person wären das knapp 330 kg CO2 pro Jahr, in etwa so viel wie 2200 km Autofahren (Annahme 6 Liter Benzin pro 100 km).

Wenn alle Menschen in Deutschland ihren Kleidungskonsum um die Hälfte reduzierten, wären wir also bei ca. 13 Mio t CO2-Einsparung. Das Auto von oben könnte damit übrigens schon über 150 Milliarden Kilometer zurücklegen…

Mehr Infos gefällig?

Autorin: Gesa Thomas

Bildquelle: Statista, Gesa Thomas

5 Gedanken zu „Challenge 9: Verflickt und zugenäht!“

  1. Mein Name ist Tamara und ich bin ein Shop-a-holic. :/
    Ich gehe einfach unheimlich gerne Klamotten shoppen. Nicht nur für mich, sondern auch für andere…Freunde, Familie, Kollegen. Deswegen habe ich mir früher auch des Öfteren mal Sachen gekauft, die ich eigentlich gar nicht gebraucht habe und habe nicht so auf die Qualität geachtet. Inzwischen shoppe ich nur noch Fairtrade. Zum Glück gibt es in Fürth den Farcap (http://www.farcap.de/) und ich habe so die Möglichkeit und dankenswerter Weise auch die finanziellen Mittel dazu mich fair einzukleiden. Mit der Zeit habe ich festgestellt, dass die Kleidung nicht nur fair produziert und wunderschön ist, sondern in den meisten Fällen viel langlebiger ist.
    Dadurch shoppe ich zwar noch mindestens genauso gerne, dafür aber viiiiiel weniger.
    Qualität statt Quantität ist das Motto.

  2. Wie in der Fotostrecke zu sehen ist, kann man das Flicken auch gleich zum Aufpeppen alter Kleidung benutzen. Im Internet gibt es jede Menge Anregung ( Pimp your clothes ….), macht Spaß und entschleunigt den eigenen Alltagsstress. Ich werde heute einem (selbstgestrickten) Sockenpaar neue Spitzen aus Restwolle anstricken.

  3. Passend zu der heutigen Challenge ist mir gestern aufgefallen, dass meine Lieblingshose dort, wo die Oberschenkel immer aneinander reiben, ein kleines Loch hat…… wird heute direkt repariert 🙂

  4. Das Flicken ist ja eine gute Idee, aber der Kauf von Fair-Produkten ist teuer. Der Kauf von qualitativ guter Ware, bei der sich das Flicken lohnt und machbar ist, ist teuer. Viele Menschen in Deutschland verdienen dafür einfach nicht genug.
    Deshalb finde ich es z.B. sehr sinnvoll wenn man gebrauchte Kleidung von guter Qualität kauft. Diejenigen, die sie verkaufen können sich mit gutem Gewissen etwas Neues kaufen und die, die weniger Geld haben bekommen eine gute Qualität, bei der sich das Flicken dann auch tatsächlich lohnt.

    PS: Wenn ich da was habe, dann mach ich das gleich, deshalb werde ich da morgen wohl kaum etwas finden. Trotzdem werde ich diese Challenge als erledigt abhaken, da ich es ja tatsächlich bereits gemacht habe 🙂

    1. Stimmt absolut, gebraucht kaufen ist eine Super-Option! Häufig findet man richtig gute Qualität im Second-Hand-Laden, und ein weiterer Vorteil ist, dass die gebrauchte Kleidung beim Waschen nicht mehr einläuft oder ausfärbt. Ich denke, wenn man regelmäßig kleine Macken in den Klamotten ausbessert, darf man hier selbstverständlich seinen Haken setzen!

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