Warum wir von Telefondesinfizierern abstammen, warum mein Sohn mir keine Pfannkuchen gönnt und was das mit Klimaschutz zu tun hat?
Um sich des entbehrlichen Teils seiner Bevölkerung zu entledigen, wurden auf dem Planeten Golgafrincham die Unternehmensberater, Werbeleute, Filmproduzenten und Telefondesinfizierer unter dem Vorwand, die gesamte Bevölkerung Golgafrinchams müsse evakuiert werden, in einem Raumschiff zu einem anderen Planeten geflogen. Wer Douglas Adams’ Roman Das Restaurant am Ende des Universums gelesen hat, weiß wie die Geschichte ausging: Das Schiff strandete zu prähistorischer Zeit auf unserer Erde, auf der dann jene Menschen ausstarben, die bis dahin dort gelebt hatten. Die Golgafrinchamer konnten mangels Qualifikation nichts dagegen unternehmen. Stattdessen drehten sie bewegende Dokumentarfilme über das tragische Aussterben der “Höhlenmenschen” und schafften es bis heute, irgendwie zu überleben. Wir sind also ihre Nachfahren. Dies erklärt dann auch, warum auch wir lieber Klimawandel-Dokus drehen, als unser Verhalten zu ändern.
Zurück ins Jahr 2017, zurück zur Erde, zurück nach Bayreuth und zu mir. Wie kann ich selbst tun, was getan werden muss, anstatt nur darüber nachzudenken? Und, noch eine Stufe schwieriger, wie kann ich andere Menschen motivieren, aktiv zu werden? Liebe Lisa Güntner, damit hast du mir am Ende deines gestrigen Blogs eine gute Frage gestellt.
Besonders erfolgreich bin ich in Punkto Motivation ja beim eigenen Nachwuchs: Szene am Frühstückstisch bei Müsli mit klimafreundlicher Hafermilch, die nebenbei bemerkt viel besser schmeckt als befürchtet. Ich überlege laut, was wir heute zu Mittag kochen könnten, und verspüre große Lust auf Pfannkuchen. Ups, dafür braucht man ja Milch. Und die steht bei mir in der Fastenzeit auf der Klima-Verbotsliste. Bleibt also nur der Griff zu den veganen Alternativprodukten. Oder aber man folgt dem Vorschlag des Pubertisten im Haushalt, der trocken konstatiert: “Bei den Pfannkuchen isst du dann halt nicht mit – ganz einfach!”
Ja so einfach kann Klimaschutz sein. Man sollte eben öfter auf die Jugend hören. Im Übrigen wirkt das eigene Verhalten immer als Vorbild, ob positiv oder negativ. Wie ein altes golgafrinchamisches Sprichwort sagt: Man kann seine Kinder noch so gut erziehen, am Ende machen sie einem doch alles nach.
Hier geht’s zu den guten Klimaschutzvorsätzen, die ich in der Fastenzeit einhalten möchte.
Beispiele, wie Motivation gelingen kann … und etwas andere Infos zum Klimaschutz:
Shake and fold – Hände trocken – so geht’s
Tagtäglich verwenden wir Papierhandtücher, um Hände abzutrocknen. In diesem witzigen Kurzvortrag enthüllt Joe Smith den Kniff für die perfekte Papierhandtuch-Technik. Video: Joe Smith: How to use a paper towel
So klingt der Klimawandel!
Der Klangkünstler Werner Cee hat ein begehbares, interaktives Klangobjekt gestaltet. Es kann Klimawerte und Modellrechnungen über Zeiträume zwischen 1860 und 2100 ertönen lassen. So werden Muster und Entwicklungen wesentlich leichter erfassbar als in den herkömmlichen Schaubildern. Hier gehts zum Radio-Feature über das Projekt: Deutschlandradio: So klingt der Klimawandel
So wird Klimaschutz zur Ökoroutine
Viele wollen Klimaschutz, aber Wenige möchten den Anfang machen. Menschen fühlen sich benachteiligt, wenn sie »allein« auf den Flug oder das Auto verzichten oder sich einschränken sollen. Das kann sich ändern, wenn das erwünschte Verhalten zur Routine wird, zeigt Dr. Michael Kopatz, Diplom Sozialwissenschaftler und wissenschaftlicher Projektleiter des Wuppertal Instituts auf seinem Blog zur Ökoroutine
Ökoprofil von Ernährungsstilen
Projektbericht von Niels Jungbluth et al. im Auftrag des WWF Schweiz 2015, Ökoprofil von Ernährungsstilen
Wer nicht die ganze Studie zu den Ernährungsstilen lesen will, findet das Wesentliche im Artikel von Joachim Laukenmann in der SonntagsZeitung, Zürich:
Joachim Laukenmann: Gemüse – alles andere ist Beilage
Nachtrag
Der auf Golgafrincham zurückgebliebene clevere Teil der Bevölkerung ging übrigens schließlich an einer Seuche zugrunde, die durch ein nicht desinfiziertes Telefon verursacht wurde.
Übergabe des Staffelstabes
Für den 10. Tag unseres Fastenblogs nominiere ich Tina Aldinger, Klimaschutzmanagerin der Stadt Marktredwitz. Bin gespannt, welchen Fastenschwerpunkt du gewählt hast.
Fotos:
Bernd Rothammel, Tina Aldinger, Züricher Sonntagszeitung, http://www.pixabay.de sowie Screenshots von den verlinkten Internetseiten.
Lieber Bernd,
von meiner Seite auch vielen Dank für die ganzen Tipps, die ich bereits auf die Schnelle alle mal angeschaut/-gehört habe.
Das Buch Ökoroutine habe ich mir Ende letzten Jahres auch angeschaftt (beim Buchhändler vor Ort 🙂 ), ich habe es hier im Büro, momentan direkt neben mir. Die Idee, dass ökologisches Handeln einfach Routine werden muss, damit wir es – ohne groß nachdenken zu müssen – tun, ist einfach genial oder auch genial einfach, nur müssen die Rahmenbedingungen dafür gesetzt werden, damit es auch jedermann befolgt. Da ist die Politik gefragt, zwischenzeitlich können wir von unserer Seite aus “nur” die entsprechenden Forderungen stellen und mit freiwilligen Aktionen Vorbild sein.
Ein tolles Beispiel, wie gut “verordnete” Routinen funktionieren ist das Rauchverbot in Bayern. Während vorher die Nichtraucher und alle Genießer rauchfreier Raumluft meist vergeblich auf Rücksicht hoffen mussten und manche Raucher schon ihr Freiheitsrecht in den wenigen Rauchfreizonen beschnitten sahen, ist es heute akzeptierter Standard in öffentlichen Räumen, Gaststätten, Büros und auch in den allermeisten Privatwohnungen.
Zu denken gibt mir, dass man auch bei der Ernährungsweise mit dem geringsten Fußabdruck immer noch ca. 1 t CO2 emittieren – wie sollen wir da das Eine-Tonne-Ziel an Gesamtemissionen je erreichen? So, jetzt bin ich reif für den “Motivationsschub”, wie oben von Ralf erwähnt, …
Beste Grüße
Susanne
Liebe Susanne
Vielen dank dass du diesen Fastenblog immer wieder mit interessanten Kommentaren bereicherst. Wir haben heute im Team auch über Ökoroutinen gesprochen. Ich vermute und hoffe, dass wir bald auf unsere heutige Zeit,in der Kinder wie selbstverständlich durch Wolken von Autoabgasen im Straßenverkehr unterwegs sind, so zurück blicken wie wir uns heute mit Kopfschütteln an jene Zeiten erinnern, als wir in verqualmten Kneipen rumhingen oder Eltern trotz Kindern im Auto geraucht haben.
Hallo Bernd!
das ist genial – Klimaschutz mit Science Fiction verbinden. Da ich selbst Science Fiction Fan bin, das Buch von Douglas Adams aber noch nicht kenne, werde ich mir dieses auf jeden Fall besorgen!
Deine Links zu den verschiedenen Beispielen für Motivation sind sehr spannend. Ich glaube auch, dass wir uns als Klima- und Nachhaltigkeitsmanager viel mehr mit dem Thema “Motivation” auseinandersetzen sollten (CO2-Bilanzen – die natürlich sehr wichtig sind – sprechen eben nur den Kopf an, wir brauchen aber auch den Bauch und das Herz…)
Den Ansatz der “Ökoroutine” finde ich äußerst interessant. Dr. Michael Kopatz vom Wuppertal Institut kommt übrigens als Gastredner zu unserer Verleihung des Neumarkter Klimaschutzpreises am 19. Mai um 18.00 Uhr. Wer dabei sein möchte, kann sich gerne anmelden (und bewerben kann man sich übrigens auch noch bis zum 15. März, sofern der Beitrag einen Bezug zu Neumarkt hat) – Weitere Infos unter http://www.neumarkter-klimaschutzpreis.de.
Gruß
Ralf
Lieber Ralf, ja das Buch Ökoroutine von Michael Kopatz ist wirklich sehr lesenswert, wir hoffen, ihn als Redner für das Bayreuther Klimaschutzsymposium am 5.10.2017 gewinnen zu können.
Das genannte Buch von Douglas Adams ist der zweite Band der fünf(!)bändigen Trilogie “Per Anhalter durch die Galaxis”. Ich beneide dich, dass du diesen Lesegenuss noch vor dir hast.
Lieber Bernd,
das sind geniale Info-Tipps, herzlichen Dank!
Wenn ich mich recht an Douglas Adams erinnere, so sind am Ende auch jene Golgafrincham auf ihrem Heimatplaneten ausgestorben, die ihre Unternehmensberater, Werbeleute, Filmproduzenten und Telefondesinfizierer ins Weltall weggelockt hatten. An einem Virus der sich in einem nicht desinfizierten Telefon entwickelte.
Wer weiß, vielleicht sollten wir den ein oder anderen Filmer behalten. Zumindest die besten 😉