Der Dank für den Staffelstab geht an Sebastian Regensburger
Hallo zusammen,
ich habe auch meine CO2-Bilanz angefertigt. Die Mobilität haut rein kann ich nur sagen. Bedingt durch meine tägliche Pendelstrecke zur Arbeit, welche ich mit dem Auto zurücklege, belaufen sich hier die Emissionen schon auf fast 5 Tonnen im Jahr. Da helfen auch die 25 kWp Fotovoltaik auf dem Haus- und Scheunendach nur wenig. Daher steht der Entschluss, das nächste Auto wird elektrisch und muss mit eigenem oder Ökostrom betrieben werden. Schade dass ich in der Berechnung keine Möglichkeit finde, die positiven Effekte meiner Ökolandwirtschaft, welche ich im Nebenerwerb betreibe, anzurechnen.
Das Frühjahr ist ja bekanntlich Pflanzzeit und auch bei uns soll die Terrasse, die mit alten Sandsteinen umrandet ist welche beim Aushub aufgetaucht sind, nicht ganz kahl aussehen. Hier müssen also einige Blumenkübel sein und auch meine Mutter will Ihre Pflanzkästen vorm Haus mit Geranien bestücken. Hierzu führt der einfache Weg in den Baumarkt, Blumenerde in den Einkaufswagen und los geht’s.
Doch Halt !! war da nicht was mit dem Torf und den Mooren und dem Klimaschutz?
Hier ein paar Fakten.
Zuerst ein Zitat einer parlamentarischen Anfrage an die Bundesregierung aus dem Jahr 2016: Die Moore spielen auch im Bereich Klimaschutz eine wichtige Rolle. Ziel der Bundesregierung sei es, fünf Prozent der land- und forstwirtschaftlich genutzten Moorböden wieder zu vernässen. Dies beträfe eine Fläche von 85.000 Hektar. Durch dieses Vorhaben sollen gemäß “Aktionsprogramm Klimaschutz 2020” 1,5 bis 3,4 Millionen Tonnen CO2-Äquivalente eingespart werden. Die Emissionsreduktion durch Wiedervernässung sei aber “wissenschaftliches Neuland”, an dem intensiv geforscht worden sei, heißt es in der Antwort. Grundsätzlich solle mittelfristig das Potenzial für zusätzliche Klimaschutzmaßnahmen im Bereich landwirtschaftlicher Böden als CO2-Emittenten beziehungsweise Mooren als CO2-Senken in den Blick genommen werden.
Der BUND teilt mit: Tatsächlich werden von den jährlich in Deutschland zehn Millionen Kubikmeter verbrauchten Torf rund zweieinhalb Millionen an Freizeitgärtner verkauft! Um diese Nachfrage zu bedienen, kommt schon heute ein großer Teil der in Deutschland verwendeten Torfe aus den baltischen und russischen Hochmooren.
Durch den Torfabbau werden die Moore unwiederbringlich zerstört. Die im Moor lebenden seltenen und vom Aussterben bedrohten Tier- und Pflanzenarten verlieren ihren Lebensraum. Durch die fortwährende Moorzerstörung entfallen zum einen wichtige Kohlenstoffspeicher und zum anderen führt die Entwässerung zur massiven Freisetzung von Kohlenstoffdioxid. Eine Renaturierung der abgetorften Moore ist so gut wie unmöglich.
Die Lösung: Blumenerde selber herstellen
Statt Fertigerde Torffrei, die gibt’s mittlerweile fast überall zu kaufen, kann man seine Blumenerde auch selbst herstellen: Man nimmt gesiebten Kompost oder welchen aus der nächsten Kompostanlage. Dazu kommen Kokosfasern, kaufbar als getrocknete Blockware.
Sie quellen in Wasser auf. Die Fasern verrotten nur langsam, sind strukturstabil, speichern Wasser gut und fördern die Durchlüftung der Erde. Für Pflanzen, die wenig Nährstoffe brauchen und Kalk nicht vertragen, wird ein Teil Kompost mit vier Teilen Fasern vermischt. Nährstoffbedürftige Pflanzen bekommen eine 1:1-Mischung, vermengt mit einer Stickstoffgabe von ein bis drei Gramm Horndünger pro Liter.
Stickstoff wird im Zersetzungsprozess einiger Bestandteile des Substrats gebunden. Daher muss man nach etwa vier bis sechs Wochen nachdüngen. Einen Langzeitdünger ersetzt der Kompost im Substrat nach drei Monaten.
Zur Bodenverbesserung im Garten kann Torf kann zwar eingesetzt werden, er verbessert die Durchlüftung des Bodens. Die Bodenqualität selbst wird aber verschlechtert, weil Torf extrem nährstoffarm ist und zudem die Bodenversauerung fördert. Als Alternative eignet sich vor allem Kompost, am besten aus dem eigenen Garten oder von der örtlichen Kompostanlage … . Er belebt den Boden und gibt ihm wichtige Nährstoffe zurück. Die im Handel erhältlichen torffreien Erden für Kübelpflanzen beinhalten eine Mischung aus Rindenhumus, Holz-, Kokos-, Chinaschilf- oder Hanffasern. Weitere Zusätze wie Sand, Lavagranulat oder Tonminerale ergänzen die optimale Pflanzenversorgung. Torffreie Erde verbessert dauerhaft die Humus- und Nährstoffversorgung des Bodens, fördert die Bodenstruktur und unterstützt die wichtigen Bodenlebewesen.
Torf im Garten ist also überflüssig! Es gibt sogar einen entscheidenden Nachteil, denn Torf kann kein Wasser mehr speichern, sobald er einmal ausgetrocknet ist. Das gilt für die genannten Ersatzstoffe nicht. Allerdings können diese Wasser nicht ganz so lange speichern wie Torf, sodass die Pflanzen öfter gegossen werden müssen. Auf Torf zu verzichten, ist alles in allem einfach und hilft, wertvolle Moorlandschaften und unser Klima zu schützen.
Der besondere Tipp:
Wer keine Lust hat selbst zu Mischen dem wird hiermit geholfen:
http://www.lbv.de/ratgeber/tipps-fuer-haus-und-garten/gaertnern-ohne-torf/naturschutzerde.html
Mit der torffreien Naturschutzerde sparen sie sich das Selbstmischen und leisten auch noch einen Beitrag für den Erhalt unserer Bayrischen Moore.
Hiermit erfolgt die Übergabe des Staffelstabs an Tina Aldinger aus “Rawez”
Hallo Walter,
danke für deinen Beitrag. Erst mal finde ich es extrem wichtig, dass in unseren Reihen nicht nur “Öko-Hippies-aus-der-Stadt” sind, sondern auch gestandene Öko-Landwirte. (OK, diese Formulierung ist jetzt extrem klischeehaft und plakativ, ihr mögt es mir verzeihen.)
Klasse, dass du mit deinem Wissen dabei bist und es hier mit uns teilst. In der Tat sollte es möglich sein, solche Aktivitäten, wie deine ÖKo-Landwirtschaft anzurechenen. Da dies aber wahrscheinlich schwer zu fassen und eher selten ist, musst du wohl einfach über diese Zahlen erhaben sein 🙂
Hallo Walter,
danke für deinen Beitrag. Ich war vor ein paar Jahren selber erstaunt, dass es “Öko-Blumenerde” gibt, als ich beim Lesen des Kleingedruckten (Zutatenliste) bei “normaler” Blumenerde häufiger über das Wort Torf gestolpert bin. Kompost nehme ich entweder eigenen oder von der kommunalen Abfallwirtschaft meines Vertrauens. Beim eigenen Kompost hat sich leider ein Unkraut-und-Portulak- Kreislauf gebidet.:) Wahrscheonlich war die erreichte Temperatur im Komposthaufen zu niedrig, um die Samen abzutöten. Ich mag Portulak gerne als Salat, aber nicht überall in jedem Beet.
Damit ihr alle am Wochenende loslegen könnt, hier sind zwei Tipps:
https://www.bund.net/fileadmin/user_upload_bund/publikationen/naturschutz/naturschutz_einkaufsfuehrer_torffreie_erden.pdf
https://www.test.de/Blumenerde-Die-beste-Erde-fuer-Ihre-Pflanzen-4696481-0/
Und bitte kein Styropor zur Bodenauflockerung untermischen. Habe ich als Tipp im Internet gefunden.
Euch allen ein schönes Wochenende.
Liebe Grüße
“Ökotussi2017”
Hallo Walter,
toller Beitrag zum Gärtnern..am Wochenende soll es ja schön werden, da werde ich auch gleich mal Kräuter- und Gemüsepflanzen anziehen..zusätzlich steht bei mir dieses Jahr eine möglichst artenreiche Blumenwiese für Bienen auf dem Plan.
Ich habe kürzlich gelesen, dass man im Frühjahr zum Auffrischen der Beete auch einfach die Erde der zahlreichen Maulwurfhügel nutzen soll, diese kommt ja aus “tieferen” Bodenbereichen, ist oft schön krümelig, daher gut durchlüftet und nährstoffreich und kostet nichts;) aber da muss man sich jetzt sputen, bevor die Landwirte ihre Felder pflügen und für die Saat vorbereiten.
Allen viel Spaß beim Gärtnern dieses Wochenende!
Erde der Maulwurfhügel verwenden. Da wäre ich nie draufgekommen 😉 Danke für den Tipp!
Lieber Walter,
danke für den super Tipp mit der torffreien Pflanzerde! Kann man die auch im Laden erwerben oder “nur” übers Internet?
Zudem freut es mich, dass Du in Deinem Beitrag die WIchtigkeit des Moorschutzes als Klimaschutzmaßnahme ausdrücklich hervorherbst – das ist den wenigsten bewusst! Leider sind ganz viele Niedermoore zu Ackerland umgewandelt worden. Eine nachhaltige Ernährung würde etwas Druck aus der Entwicklung zu “immer mehr Flächen” in der Landwirtschaft nehmen und ließe Renaturierungen zu – natürlich muss dafür auch noch das notwendige Geld vorhanden sein, die optimale Anlage für die CO2-Kompensation … 🙂
Super auch, dass Du “nebenher” noch Ökolandwirtschaft auf dem eigenen Hof betreibst – das ist doch der optimale Klima- und Umweltschutz.
Für die Balkongärtner oder für all die, die keinen eigenen Gartenkompost haben oder wollen, kann ich das „Wurm Cafe“ oder die „Wurmkiste“ empfehlen. Sicherlich nicht jedermanns Sache (Regenwümer/Kompostwürmer), aber eine ganz nette Idee für die Verwertung von kleinen Mengen Biomüll zu (in meinem Fall) Balkonpflanzenerde.
https://www.wurmwelten.de/shop/product_info.php?info=p6_wurmfarm-starter-set-mit-kompostwuermern—wurm-cafe-.html&gclid=CNfptf3a7tICFQq3GwodcIUI9g
oder
http://www.wurmkiste.at/