Für die CO2-Fastenstaffel habe ich es mir zur Aufgabe gemacht, 40 Tage lang mit regionalen Zutaten zu kochen (siehe Blogeintrag vom 7. März). Regionalität steht für weniger Treibhausgasemissionen durch kurze Wege, Transparenz in der Produktionskette und die Stärkung der lokalen Landwirtschaft. Heute, eine Woche vor dem Ende der Fastenzeit, ziehe ich Bilanz:
Sich ausschließlich regional zu ernähren ist kein leichtes Unterfangen. Um es gleich vorwegzunehmen: ich habe es nicht ganz konsequent durchgehalten. Dennoch hat mich mein Experiment positiv überrascht.
Regionale Produkte sind nicht so schwer zu bekommen. Wochenmärkte, Gemüse-Abokisten, Hofläden und auch manche Discounter bieten eine Vielzahl an Lebensmitteln, die ganzjährig zur Verfügung stehen.
Die regionale Gemüseauswahl ist im März natürlich begrenzt. Durch mein Experiment konnte ich aber viele neue Rezepte ausprobieren und war erstaunt, wie vielseitig sich heimisches Gemüse zubereiten lässt. Als Vegetarierin fehlte mir jedoch die Auswahl an pflanzlichen Eiweißquellen und Kohlenhydraten. Rote Linsen, Kichererbsen, Couscous und Quinoa sind meist nur aus dem Ausland erhältlich. So wurde ich spontan zum „Flexitarier“ und habe mir beispielsweise auch mal einen fränkischen Karpfen schmecken lassen.
Was besonders fehlt um diese Jahreszeit ist das Obst. Da hilft es nur sehnsüchtig auf den Sommer warten, bis hier endlich alles wächst was das Herz begehrt. Und dann am besten einen Vorrat anlegen für die nächste Fastenzeit.
Das Gold im Gewürzregal
Das Experiment „Regionale Ernährung“ hat mich außerdem einen Blick über den Tellerrand werfen lassen:
Bis vor kurzem wusste ich nicht einmal wo der Pfeffer wächst. Jetzt kenne ich mich aus. Die größten Anbauländer sind Vietnam, Indonesien, Indien, Brasilien und Malaysia. Das weiß ich aber nur aus Wikipedia. Auf der Pfeffer-Packung steht nur „Abgefüllt in Kaufbeuren“. Wie viele Produkte schlummern eigentlich im Küchenregal, deren Herkunft ich nicht kenne? Zimt, Muskat, Vanille, Kaffee und Kakao…. früher wurden diese Produkte als Kostbarkeiten gehandelt, Salz und Gewürze sogar mit Gold aufgewogen.
Mir wurde bewusst in welchem Luxus ich heute schwelgen kann. Allerdings oft zu Lasten der Erzeuger dieser Produkte in den Herkunftsländer. Geringe Löhne und schlechte Arbeitsbedingungen, bis hin zu Kinderarbeit, stehen dort an der Tagesordnung. Mein nächster guter Vorsatz lautet also: Beim Einkauf von global gehandelten Lebensmitteln auf das Fair Trade Logo achten.
Regionale Landwirtschaft, globale Ernährungssicherung und Klimawandel
Auch über das Kochen hinaus habe ich in den letzten Wochen interessante Gespräche geführt mit Landwirten und Agrarwissenschaftlern in meinem Umfeld. Über die Schwierigkeiten von Kleinbauern mit den Weltmarktpreisen zu konkurrieren, die Auswirkungen des Klimawandels auf die Landwirtschaft und über globale Ernährungssicherung.
Vor dem Hintergrund einer wachsenden Weltbevölkerung und rund 795 Millionen unter- bzw. mangelernährter Menschen scheint es, als müsse die Landwirtschaft noch intensiver und ertragreicher werden. Tatsache ist aber auch, dass wir ein Verteilungsproblem haben. Die Lebensmittel, die wir in Europa wegwerfen, reichen angeblich zweimal um die Welt zu ernähren.

Gleichzeitig wird es Landwirten in Entwicklungsländern erschwert, sich selbst und die lokale Bevölkerung regional zu versorgen. Einerseits durch den Kauf von Flächen durch ausländische Investoren, andererseits durch die Zerstörung lokaler Märkte.

Darüber hinaus bekommen vor allem die Landwirte auf der Südhalbkugel bereits heute die ersten Auswirkungen des Klimawandels zu spüren. Anhaltende Dürreperioden und Überschwemmungen zerstören Ernten und Lebensgrundlagen. Aber auch deutsche Landwirte haben mit den sich häufenden, extremen Wetterlagen bereits zu kämpfen.
(Quellen: UN-World-Food-Programme, Heinrich-Böll-Stiftung).
Mein persönliches Fazit aus der CO2-Fastenzeit:
– Regionalprodukte (vor allem in Bioqualität) sind die beste Wahl in Puncto Nachhaltigkeit. Ich werde auch nach der Fastenzeit bevorzugt danach greifen.
– Auf feine Gewürzen, Kaffee und Kakao möchte ich nicht verzichten. Solange der Klimawandel noch nicht soweit fortgeschritten ist, dass diese Produkte in Franken gedeihen (zum Glück), werde ich fair gehandelte Produkte kaufen.
Zum Thema:
Produkt des Monats
Regionalmarkt in Schwabach
Am 30. September 2017 findet der 19. Regionalmarkt in Schwabach statt.
Gemüseapp
https://play.google.com/store/apps/details?id=com.nbapps.gokalender
Und damit übergebe ich den Staffelstab an Lisa Günther! Liebe Lisa, ich bin gespannt wie es dir in den letzten 40 Tagen so ergangen ist…
Liebe Jana,
vielen Dank für deine Einblicke! Es stimmt, fast immer wenn ich koche nehme ich die Gewürze als selbstverständlich wahr. Dabei sind es in der Tat kleine Kostbarkeiten. Ich will mir gar nicht vorstellen, wie so manches Gericht im Mittelalter geschmeckt hat. Natürlich sind wir heute auch sehr verwöhnt und an intensiven Geschmack gewöhnt. Eigentlich paradox, da wir ja bei Obst und Gemüse oft Geschmacksverluste haben. Erdbeeren werden zu früh geerntet, Pfirsiche schmecken oft nach nichts.
Umso trauriger dass eine Studie ergeben hat, dass eine große Zahl an Kindern künstlichen Erdbeerjaghurt lieber mochte als Naturjoghurt mit frischen Erdbeeren. Angeblich schmecken diese nicht “eerdbeerig” genug.
Liebe Jana,
toll, dass Du Deinem Vorsatz so treu warst und zudem viel Recherchearbeit und Gespräche zu dem Thema durchgeführt hast.
Tatsächlich kann man seit einiger Zeit beobachten, dass in die Supermärkte mehr regionales Angebot kommt, das ich dann auch immer bevorzugt nutze. Überwiegend gehe ich sowieso in Ökoläden einkaufen, aber da ist es mit der Regionalität nicht unbedingt einfacher. Da bietet sich dann der Wochenmarkt an, hier in Regensburg gibt es mehrere an verschiedenen Tagen, einer ganz speziell für Produkte aus der Region ist einmal in der Woche am Landratsamt. Die Märkte sind i.d.R. für bestimmte Wohnquartiere in Regensburg gedacht und – großer Nachteil – haben meist für Arbeitnehmer ungünstige Standzeiten, nach Arbeitsschluss ist dort schon längst der Markt vorbei. Am Wohnort direkt gibt es keinen Markt, aber einzelne Geschäfte die Produkte von Erzeugern aus der Gemeinde und Umland anbieten – meist Eier, Kartoffeln. Fazit: Für den regelmäßgien Wocheneinkauf sind die Märkte für mich keine Alternative. Noch dazu ist natürlich auch auf den Märkten, insbesondere übers Winterhalbjahr, vieles zugekauft. Die Gemüsekiste ist sicherlich eine gute Idee, da habe ich nur ein bisschen Angst, dass ich dann doch nicht immer alles so verwerten kann, weil mal die Zeit nicht reicht oder ich doch lieber ein anderes Gemüse zubereite – und, ehrlich gesagt, suche ich mir die Ware, die ich kaufe, gerne auch selber aus. :_
Die Angabe aus Deiner Grafik oben zum Thema, wieviele Lebensmittel bei uns weggeworfen werden, weist aus, dass 44% davon Obst und Gemüse sind. Bei diesen Angaben frage ich mich immer, ob hier berücksichtigt wird, dass bei Gemüse und Obst nicht immer alles essbar ist, was beim frischen Produkt mitgekauft wird (Schalen, Wurzeln, Kerne). Bei der Zubereitung von Gemüse fällt auf alle Fälle viel mehr “Abfall” an als bei der Zubereitung von Fleisch oder Fisch – so wie wir die Ware zu kaufen bekommen.
Aber, wie Du werde ich weiterhin und vestärkt versuchen, regional und bio zu kaufen!
Liebe Jana,
Hut ab für dein Engagement. Manchmal hatte / habe ich Gemüse / Obst in meiner Abokiste, das ich nicht kannte / kenne, wie Petersilienwurzel, Topinambur, Pastinaken oder Physalis. Früher konnte man die Lieferungen nicht selbst aussuchen und heute vergesse ich manchmal, dass ich es kann und dann sucht die Lieferfirma für mich aus. Und ich bin dann erst einmal ratlos. Was mache ich jetzt damit. Was kann ich davon essen, wie bereite ich das zu? Und schmeckt das auch? Zum Glück gibt es ja die Rezeptdatenbanken.
Beim Obst tendiere ich zur Ausnahme, z. B. bei Bananen und Zitrusfrüchten. Die kommen in der Regel per Schiff und nicht per Flugzeug. Und selber einkochen (Apfelmus, Konfitüre) mache ich auch, aber Beeren und Kirschen friere ich ein. Was umweltbilanztechnisch besser ist, weiß ich auch nicht. Ist ja auch eine Frage des Vitaminerhalts.
Ich freue mich aber auch auf die Erntezeit, denn frisch schmeckt alles am Besten.
Fairtrade versuche ich auch zu unterstützen. Lebensmittelabfälle zu vermeiden versuche ich auch. Ist aber überall noch Verbesserungspotential drin.
Liebe Grüße und schönes Wochenende