Danke für den Staffelstab Dominik, sollte ich meinen alten reparaturbedürftigen Discman irgendwo wiederfinden, komme ich gerne auf dich zu!
In meinem Beitrag möchte ich mich heute dem Thema Nudging widmen. Ihr fragt euch was das bedeutet? Dazu komme ich gleich…
Angelehnt an den Beitrag von Sebastian, der sich damit befasst hat, was Öffentlichkeitsarbeit ist, habe ich mir zunächst die Frage gestellt, was wir mit Öffentlichkeitsarbeit eigentlich erreichen wollen und welche Faktoren eine gutes bzw. erfolgreiches Projekt ausmachen. Nun, was wir machen ist im eigentlichen Sinne Werbung für den Klimaschutz. Bei unseren Projekten geht es sehr oft um Bewusstseinsbildung, Aufklärung und um Nachhaltige Bildung. In anderen Worten: wir wollen, dass Menschen in ihrem Alltag und eigentlich in allen Lebenslagen bewusste und umweltfreundliche Entscheidungen treffen.
Vor wenigen Wochen habe ich bei einem Vortrag über gesunde Ernährung den Begriff „Nudging“ gehört. Die Idee dahinter hat mich fasziniert und deshalb möchte ich sie euch vorstellen. Zunächst einmal aber:
Was bedeutet Nudging?
Nudging kommt vom Englischen „to nudge“ und bedeutet anstupsen. Der Begriff stammt aus der Verhaltensökonomie. Die Nudges sind dabei subtile Änderungen in der Umwelt, die zu gewünschten (im besten Fall positiven) Verhaltensänderungen führen sollen. Anders gesagt: mit kleinen, einfachen und kostengünstigen Änderungen will man große Wirkungen erreichen.
Klingt zu abstrakt? Hier ein wunderschönes Beispiel aus der Praxis:
Nun, vor allem männlichen Lesern sollte diese Fliege bekannt sein. Gut, kein Wunder, es klebt an vielen Pissoirs. Ihren Ursprung hat diese aufgeklebte Fliege allerdings in dem Flughafen Schipol in Amsterdam. Dort hat man zunächst festgestellt, dass über den Pissoirs hängende Schilder mit der Aufschrift „Bitte nicht daneben pinkeln“ keine Veränderung des männlichen Verhaltens ausgelöst hat. Aber eine Fliege an die Innenseite der Toiletten kleben soll helfen? Wirklich? Der Ökonom Aad Kieboom hat untersucht, ob es mit den Fliegen zu einer Verhaltensänderung kommt. Sein Ergebnis: Die „Daneben-Quote“ ging um 85% zurück!
Seither geht die Urinal-Fliege um die Welt (Ich habe zuletzt auch von Fussball-Toren im Urinal gehört…wie kommt man denn aus so etwas?). Außerdem gilt die Fliege als DAS Beispiel für Nudging. Das Bild scheint verborgene Instinkte bei den Männern zu erwecken.
Ein zweites Beispiel stammt aus Stockholm. Dort hat man überlegt, wie man Menschen dazu bringen, sich mehr zu Bewegen. An einer U-Bahn wurde eine Treppe zu einem riesigen Klavier umfunktioniert.
Das Ergebnis könnt ihr hier sehen:
https://www.youtube.com/watch?v=9YvrPlixqPY
Nach dem Umbau haben 66% mehr Menschen die “konventionellen” Treppen der Rolltreppe vorgezogen.
Was macht Nudging aus?
Nudging zielt darauf ab, dass wir die meisten unserer Entscheidungen nicht rational treffen. Ich denke diese zwei Beispiele zeigen deutlich in welche Richtung es beim Nudging gehen soll. In beiden Fällen werden Instinkte (z.B. Neugier) von Menschen angesprochen, ohne dass es Einschränkungen gibt. Die Wahlfreiheit bleibt bestehen. Die positive Verhaltensänderung wird quasi „nebenher“ hervorgerufen.
Nudging und Klimaschutz?
Was hat Nudging nun mit der CO2-Staffel zu tun? Ganz einfach, die Fastenzeit geht bald zu Ende. Und dann geht es für uns alle wieder darum in unseren Kommunen unterschiedlichste Akteure (Bürger, Schulen, Verwaltung, Unternehmen usw.) zu erreichen und durch Projekte nicht nur unsere, sondern auch ihre CO2-Bilanz zu verbessern.
Vielleicht kann uns die Methode des Nudgings im Bereich Klimaschutz helfen. Hier ein Beispiel aus dem Bereich der Stromeinsparung:
„Ein anderes Nudge kann aus dem Vergleich mit dem Nachbarn und Freunden gelingen, was mich an die Prinzipien der Gamification erinnert. Auf Stromrechnungen können beispielsweisen Angaben zum Durchschnittsverbrauch ähnlich großer Haushalte gemacht werden. Damit wurde in Schleswig-Holstein der Stromverbrauch um 13 % gesenkt.“
(Quelle: http://sustainment.de/Nudging)
Da mir der Begriff auch relativ neu ist, fehlen mir noch weitere Ideen für entsprechende Projekte. Deshalb möchte ich die Idee nun in die Runde werfen und euch fragen: Habt ihr Einfälle, wie wir Nudging im Klimaschutz anwenden können? Habt ihr eventuell schon die Methodik in eigenen Projekten verwendet? Über Vorschläge würde ich mich sehr freuen!
Damit möchte ich den Staffelstab an unsere PR-Expertin Ingrid Flieger aus dem Landkreis Kulmbach weitergeben! Ingrid, ich freue mich sehr auf deinen Abschlussbericht und vor allem bin ich gespannt, wie dieser in den Medien erscheinen wird.
ps: Erfolgreiche Öffentlichkeitsprojekte sollen Nachahmer finden. Deshalb hat das DIfU entschieden unsere CO2-Fasten-Staffel in ihre Liste der Praxisbeispiele aufzunehmen. Über den Link kommt ihr zum Beitrag über unser Projekt:
http://www.klimaschutz.de/de/zielgruppen/kommunen/praxisbeispiele/praxisbeispiele
Bzw. direkt zu der PDF-Datei:
http://www.klimaschutz.de/sites/default/files/practice_example/difu_co2-staffel-der-emn.pdf
Lieber Hidir, ein Ansatz bei dem ich zu 100% bei dir bin! Wir sollten die Sache mal vertiefen…
Lieber Hidir,
zum Thema Nudging fiel mir doch gleich ein, dass sich auch Kanzlerin Merkel mit dem Thema beschäftigte und fand folgenden interessanten Internetartikel dazu:
https://www.welt.de/wirtschaft/article138326984/Merkel-will-die-Deutschen-durch-Nudging-erziehen.html
Auch andere Regierungschefs haben sich demnach bereits mit Nudging als politisches Hilfsmittel beschäftigt.
EIn weiterer Artikel in der Zeit geht dazu auch gleich auf ein paar für uns interessante Themen ein, wie Energiesparen und Hausdämmen:
http://www.zeit.de/zeit-wissen/2014/06/nudging-politik-verhaltensforschung-psychologie/seite-2
Das Thema stelle ich mir ideal für einen Workshop vor: “Der Stups zum Umweltschutz – (wie) kann ich durch Nudging und andere Methoden Menschen für einen nachhaltige Lebenssti gewinnen.”
Wäre doch ideal für ein weiteres gemeinsames Projekt …. 🙂
Hallo Susanne,
ich hatte auch schon darüber gelesen, dass die Regierung sich für das Thema interessiert. Vor allem dein zweiter Link zeigt auch, dass es Kritik gibt. Dass man Nugding auch anders nutzen kann zeigen z.B. Supermärkte, dort werden z.B. teurere Produkte gut sichtbar aufgestellt, während man sich für die günstigeren Varianten bücken muss. Für Alltagsware, die man sowieso kaufen muss, muss man sich strecken oder einen längeren Weg gehen. Dann gibt es noch den sog. “Quengelbereich” mit Süßigkeiten sehr nahe an der Kasse. Trotzdem glaube ich, dass es mehr positive Beispiele gibt bzw. geben sollte.
Die Idee mit dem Workshop finde ich gut, allerdings brauchen wir wohl den einen oder anderen Experten als Redner, und wenn es nur für einen kurzen Impulsvortrag ist…zum Anstupsen quasi 😉
Schöne Grüße,
Hidir
Das ist ein sehr spannender Ansatz. Spontan fällt mir der Hinweis in Email-Signaturen ein, wie viel man der Umwelt erspart, wenn man diese Mail nicht ausdruckt. Das ist aber wieder mit schriftlichen Hinweisen verbunden und folglich “langweilig” und nicht “intuitiv”. Ich denk mal darüber nach. Da muss sich doch leicht etwas finden lassen!