Ernährung, Sonntagsjoker

Tag 26: Gewohnheiten sind da, um geändert zu werden!

Herzlichen Dank für die Staffel-Übergabe, Tina Aldinger! Ich freue mich, dass ich mich auch als Nicht-Klimaschutzmanager an dieser tollen Aktion beteiligen kann!

Mein Name ist Simon Reichenwallner und ich bin seit 2013 Netzwerkmanager der ENERGIEregion Nürnberg e.V., der Kompetenzinitiative für Energie & Umwelt in der Metropolregion Nürnberg. In unserem Netzwerk arbeiten Unternehmen, Forschungseinrichtungen, Verbände, Kammern und Kommunen an einer klimaschonenden Energieversorgung und Energienutzung in der Metropolregion Nürnberg. Als ich von der CO2-Fasten-Staffel erfahren habe, war mir sofort klar: da will ich mitmachen! Denn es ist eine Sache, sich täglich in der Arbeit mit Klimaschutz- und Energiethemen zu beschäftigen … aber eine ganz andere, auch selbst etwas zu ändern! So habe ich mich dafür entschieden, während der Fastenzeit auf Fleisch und Wurst zu verzichten. Hier ein kleiner Einblick zu meinen Erfahrungen, bevor ich auf mein eigentliches Anliegen zurück komme:

Am ersten Fastentag gehe ich, wie jeden Morgen vor der Bahnfahrt von Erlangen nach Nürnberg, zum Bäcker und kaufe mir zum Frühstück eine Käsestange. Als ich im Zug sitze und genüsslich hinein beißen will, fällt mir vor Schreck die Kinnlade herunter. In alter Gewohnheit und ohne darüber nachzudenken, habe ich eine Käse-Schinken-Stange gekauft… am Ende hab ich sie dann doch gegessen, weil wegwerfen keine Alternative ist 😉

Weiter geht es Mittags in der Kantine: hier gibt es standardmäßig 2 Fleischgerichte und ein mehr oder weniger ansehnliches vegetarisches Gericht, welches man in den meisten Fällen lieber meidet, da es oft ein nicht identifizierbarer Brei ist. Normalerweise würde ich jetzt automatisch zum Fleischgericht umschwenken, aber Disziplin muss sein! Am Ende schmeckt der Brei dann doch ganz gut und in den nächsten Tagen schau ich mir die Fleischgerichte erst gar nicht mehr an. Jetzt verstehe ich den täglichen Kampf meiner Vegetarier-Kollegen, die manchmal nur mit einem Salatteller auskommen müssen. Sensibilität für eine nachhaltige Ernährung und Klimaschutz seitens Kantinenbetreibern sieht anders aus!

Von diesen kleinen Problemen des fleischlosen Alltags nun aber zu einer weitaus größeren Herausforderung:

Meiner Ansicht nach ist das größte Problem unserer Gesellschaft bzw. Wirtschaft, dass sie auf ständiges Wachstum ausgelegt ist. Weniger Produktion bzw. Konsum ist negativ behaftet und damit nicht erstrebenswert. Sollte sich diese Denk- und Handlungsprämisse in den nächsten Jahrzehnten nicht radikal ändern, werden wir sowohl in Hinsicht auf den Klimawandel, als auch hinsichtlich anderer Umwelt- und sozialer Belange unser blaues Wunder erleben! Der jährliche Earth-Overshoot-Day ist hierfür ein “schön” anschauliches und eindringliches Alarmzeichen.

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Quelle: http://www.bundjugend.de

Zwar bemüht sich unsere Wirtschaft zumindest in Teilen mit Effizienzsteigerung und durch die Nutzung erneuerbarer Energien oder recyclingfähiger Materialien die Produktion etwas nachhaltiger zu gestalten, aber von der Hauptstellschraube “Suffizienz” (d.h. weniger Produktion) lässt man tunlichst die Finger.

Das muss sich ändern! Und wir Verbraucher haben hierbei das Zepter und damit auch die Verantwortung in der Hand! Es ist an der Zeit unsere alten Gewohnheiten gegen neue, zukunftsfähigere auszutauschen und dadurch u.a. dem Klimawandel effektiv entgegenzuwirken!

Für mich persönlich sehe ich die CO2-Fasten-Staffel als Anschub, auch andere Gewohnheiten unter die Lupe zu nehmen und langfristig zu ändern.

Wer mehr zum Thema Suffizienz erfahren möchte, dem kann ich z.B. folgende Links empfehlen:

http://www.kayakinkel.de/?p=226

Suffizienz als politische Praxis

Suffizienz – Die Konsumgesellschaft in der ökologischen Krise

 

Und damit geht der Staffel-Stab weiter an Dominik Mages vom Landkreis Fürth!

2 Gedanken zu „Tag 26: Gewohnheiten sind da, um geändert zu werden!“

  1. Lieber Simon,
    ich komme gerade von einem dientslichen Termin aus Hirschaid zurück und konnte – weil ich mit der Bahn gefahren bin – auch ein Weilchen in einem Buch schmökern, das ich mir letzte Woche über die Uni-Bib ausgeliehen habe:
    Genug genügt. Mit Suffizienz zu einem guten Leben, von M. Leng, K. Schild und H. Hofmann, 2016, oekom-Verlag.
    Wichtig bei der Suffizienz ist, denke ich, dass die vorgelebten oder -gestellten Beispiele nicht auf völlige Askese hinauslaufen. Wir brauchen gute Beispiele, die zum Nachahmen anregen, nach dem Motto von Tina Paulus “weniger ist der neue Luxus” – wer gewinnt z.B. nicht gern ein bisschen Zeit für sich, auch wenn er/sie erst einmal die Kröte “Konsumverzicht” schlucken muss. Freilich lässt sich mancher Verzicht nicht von jetzt auf gleich umsetzen, oft hat das ja auch etwas mit dem Arbeitsalltag und eingespielten Routinen zu tun. Da wäre so etwas, wie die Gründung einer Selbsthilfegruppe oder eines Freundeskreises optimal ! 🙂

  2. Lieber Simon, wie schön dass du auch mit dabei bist, bei den Bloggerinnen und Bloggern.

    Du sprichst den zentralen Punkt an. Klimaschutz kann man nicht konsumieren.
    Gerne wollen wir glauben, dass das möglich ist. Die Welt retten, indem ich ein Fairphone kaufe, eine Fairtrade-Jeans oder ein Elektro-Auto. Unsere Wirtschaft ist nunmal auf Konsum ausgerichtet. Und wenn ich mir ein gutes Gewissen erkaufen kann …. warum nicht.
    Der von dir angesprochene Earth-Overshoot Day war 1987 noch am 19. Dezember, im vergangenen Jahr schon am 8. August.

    Viel Erfolg beim weiteren Fasten 😉

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