Mein Name ist Ralf Mützel. Ich bin Geograph und leite seit Mai 2012 das Amt für Nachhaltigkeitsförderung der Stadt Neumarkt i.d.OPf. Zuvor war ich bereits seit 2003 in verschiedenen Funktionen für die Stadt Neumarkt i.d.OPf. im Bereich Nachhaltigkeit tätig.
Bevor ich mich dem Selbstversuch stelle, möchte ich zunächst mal von mir ablenken. Denn es ist nichts praktischer und bequemer, auf andere zu schauen und für die Lösung der Probleme andere verantwortlich zu machen (im Zweifelsfall die Bundesregierung!). Solange ich das tue, muss ich selbst ja nichts unternehmen (Grins…). Und deshalb gibt es ja auch die Klimaschutzmanager in den Kommunen. Die machen das schon und alle anderen in der Stadt können sich entspannt zurück lehnen (Klingt das jetzt ironisch?).
Von mir ablenken möchte ich auch deshalb, weil meine Kolleginnen und mein Kollege in den ersten drei Fastentagen schon einen Standard vorgelegt haben, den ich kaum halten kann (kann ich eigentlich noch aus der Fastenstaffel aussteigen?). Auf Milch und Käse verzichten, mit leeren Gläsern zum Einkaufen gehen, PV-Anlage aufs Dach und die Kellerdecke dämmen (wir wohnen zur Miete) – dazu sage ich nur eines: Meinen großen Respekt!
Ich verzichte an dieser Stelle auch zunächst mal darauf, meine persönliche CO2 Bilanz offen zu legen – da liege ich nach einem ersten Überschlagen ca. beim Bundesdurchschnitt (also ganz weit vom 1 Tonnen Ziel entfernt). Das hat auch seinen Grund, dazu später mehr. Zunächst will ich den Blick woanders hin lenken…
Umweltbewusstsein und umweltbewusstes Handeln – das sind zwei Paar Schuhe!
Die positive Nachricht zuerst: Die Deutschen (zu denen ich dazu gehöre) haben ein durchaus ausgeprägtes Umweltbewusstsein. In der regelmäßig durchgeführten Untersuchung des Umweltbundesamtes „Umweltbewusstsein in Deutschland“ wurden zuletzt für das Jahr 2014 wieder einige interessante Ergebnisse veröffentlicht. Nachfolgend in Auszügen ausgewählte Fakten und Zahlen dieser repräsentativen Umfrage:
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Fast zwei Drittel der Befragten (63 Prozent) sind der Meinung, dass ein hinreichender Umwelt- und Klimaschutz eine grundlegende Bedingung dafür ist, dass Zukunftsaufgaben wie zum Beispiel die Globalisierung gemeistert werden können.
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Dem allgemein höher bewerteten Stellenwert von Umwelt- und Klimaschutz steht weiterhin die eher kritische Einschätzung der Arbeit der Bundesregierung gegenüber. Der Anteil von Menschen, die meinen, die Bundesregierung tue genug oder eher genug für dieses Ziel, liegt bei lediglich 34 Prozent.
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Die Bürgerinnen und Bürger sind offen gegenüber innovativen Konzepten des sozial-ökologischen Wandels. So betrachtet eine große Mehrheit (82 Prozent) eine Abkehr vom Autoverkehr und Hinwendung zum öffentlichen Nah- und Fahrradverkehr sowie zu kurzen Fußwegen als einen positiven Beitrag zur Lebensqualität.
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Daneben stoßen die verschiedenen Formen der gemeinschaftlichen Nutzung (Ausleihen, Tauschen) und Nutzungsverlängerung (Reparieren, Weitergeben) von Produkten auf großes Interesse (75 Prozent).
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Selbst eine stark fleischreduzierte Ernährung gilt für zwei Drittel der Befragten (67 Prozent) als vorstellbar und mit einem guten Leben verträglich.
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Weit über ein Drittel der Befragten kaufen nach eigener Aussage häufig Fisch aus nachhaltig bewirtschafteten Beständen. Das entspricht auch den realen Marktdaten.
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Der Anteil derjenigen, die angeben, beim Kauf von Haushaltsgeräten immer oder häufig auf Energieeffizienz zu achten, liegt bei 71 Prozent.
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Auch der Bezug von Ökostrom erfreut sich weiterhin steigender Beliebtheit: 39 Prozent der Befragten geben an, damit bereits Erfahrungen gesammelt zu haben und fast alle von ihnen sagen auch, dies in Zukunft wieder tun zu wollen.
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Andere grüne Konsumalternativen scheinen dagegen weiterhin ein Nischendasein zu fristen, so etwa ökologische Bekleidung oder Geldanlagen.
(Quelle: BMU/Umweltbundesamt, Umweltbewusstsein in Deutschland 2014, Stand: März 2015).
Soweit, so gut – Am Bewusstsein für Umwelt- und Klimaschutz in Deutschland soll die Lösung der globalen Klimakrise also nicht scheitern. Die Problematik liegt allerdings darin, dass Bewusstsein und Handeln zwei Paar Schuhe sind. Soll heißen: Wenn ich ein Umweltbewusstsein habe, handle ich nicht automatisch nachhaltig oder umweltgerecht.
Hier lohnt sich nochmal ein Blick auf die Studie des Umweltbundesamtes. In der nachfolgenden Abbildung, die dieser Studie entnommen ist, wird eine sogenannte Umwelttypologie vorgenommen.
In der Studie heißt es dazu:
„Die Umwelttypologie verdichtet die ökologischen Einstellungen und Handlungsabsichten. (…) Durch die Zusammenschau der umwelttypologischen Analysen mit den sozialen Milieus wird das Umweltbewusstsein und Umweltverhalten in die gesellschaftliche Struktur und Dynamik eingebettet. (…) Der klare Schwerpunkt der Nachhaltigkeitsorientierten liegt in den kritisch-kreativen Milieus. Dort findet sich die (kleine) Avantgarde der Öko-Aktivisten und die (größere) Gruppe der individuell ökologisch Handlungsbereiten. Menschen dieser Gruppen suchen neue Wege, die eigene Lebensweise umweltverträglicher, ressourcenleichter und für sich selbst befriedigender zu gestalten. Sie sind bereit, sich zu engagieren und soziale Innovationen auszuprobieren. (…) eine „Nachhaltigkeits-Avantgarde“, die für den Postwachstumsdiskurs sowie neue Konzepte von Wohlstand und gutem Leben offen ist.“
Ich würde mich selbst dem „kritisch-kreativen Milieu“, also der „Nachhaltigkeits-Avantgarde“ zuordnen (klingt auf alle Fälle gut). Dabei bin ich weniger „Öko-Aktivist“ als vielmehr ein „ökologisch Handlungsbereiter“, d.h. ich suche (und praktiziere) neue Wege, um meine Lebensweise umweltverträglicher und nachhaltiger zu gestalten. Das klingt zwar schon interessant, aber immer noch sehr theoretisch.
Jetzt wird’s ernst
OK – es ist an der Zeit, konkret zu werden und mich der Praxis zu stellen. Ich habe es mir folgendermaßen vorgestellt. Ich möchte in der Fastenzeit mein Konsumverhalten mit dem Schwerpunkt Ernährung unter die Lupe nehmen und auf Klimaverträglichkeit prüfen. In diesem ersten Blog beschreibe ich eine kleine qualitative Bestandsaufnahme und setze mir darüber hinaus ein paar Ziele, was ich in Bezug auf ein klimabewusstes Einkaufen ausprobieren und nach Möglichkeit weiter verbessern möchte. In einem zweiten Blog am 30. März werde ich über meine bis dahin gemachten Erfahrungen berichten. Dabei möchte ich auch versuchen, mein Konsumverhalten anhand von Zahlen auch etwas griffiger und objektiver zu machen.
Also wo stehe ich heute? Subjektiv gesehen, also aus dem Bauch heraus, verhalte ich mich ja bereits umweltbewusst. Also ich fahre jeden Tag und bei jedem Wetter mit dem Fahrrad zur Arbeit, ich kaufe einen hohen Anteil an Bioprodukten ein und esse sehr wenig Fleisch. Ich beziehe Ökostrom von den Stadtwerken und letztes Jahr haben meine Frau und ich eine neue Küche mit durchgängig energieeffizienten Geräten gekauft (was sich bei der Jahresabrechnung 2016 mit 400 KWh weniger Verbrauch schon deutlich bemerkbar gemacht hat). Bei der Kleidung trage ich zum großen Teil Secondhand-Hemden (ist bisher noch niemandem aufgefallen!) und lege beim Neukauf zunehmend Wert auf Bio-Qualität. Der letzte Einkauf (bei einem Öko-Anbieter im Internet) umfasste drei Hosen, einen Pullover und zwei Shirts aus Bio-Baumwolle und in Fairtrade Qualität (im Gegenwert von einem All-Inklusiv-Urlaub in der Türkei. Mehr zum Thema „Reisen und Klimaschutz“ weiter unten). Ich kaufe auch im Nahrungs- und Genussmittelbereich regelmäßig Fairtrade Produkte ein, weil mir die soziale Gerechtigkeit mindestens genauso wichtig ist wie der Klimaschutz. Bei Kaffee und Schokolade greife ich seit vielen Jahren nur noch zu Produkten, welche das Fairtrade Siegel tragen! Meist ist es dann auch gleichzeitig Bio-Ware.
Eine kleine Geschichte aus Island
Wo gibt es für mich also Möglichkeiten, meine Klima- und Umweltbilanz zu verbessern? Da meine Kollegin aus Erlangen Lena Jakob auch schon dieses sensible Thema angesprochen hat (und da komme ich – auch wenn`s weh tut- zurück auf den “Haken” in meiner persönlichen CO2 Bilanz) : Am einfachsten wäre es, bei Reisen auf das Flugzeug zu verzichten. Leider muss ich sagen, dass ich mir aber die Welt auch sehr gerne mal anschaue (auch ich bin ja Geograph – Reisen ist also fast berufliche Verpflichtung…). Nicht, dass ich es damit übertreibe, aber es gibt eine Handvoll “Lieblings-Reiseziele”, die ich in einer adäquaten Zeit nicht oder nur sehr schwer umweltbewusst und klimaneutral erreichen kann. Auf diese Reisen möchte ich dennoch nicht oder zumindest nur schweren Herzens verzichten.
In diesem Zusammenhang fällt mir eine Situation ein, die ich im Urlaub in Island 2015 erlebt habe. Meine Frau und ich waren an Bord eines Amphibienfahrzeugs und tuckerten über die Gletscherlagune Jökulsárlón. In dieser herrlichen Gletscherlandschaft fragte ich den Guide, der gerade ein 1.000 Jahre altes großes Stück Eis in den Händen hielt, nach den Gletschern in Island. Ich lutschte an einem kleinen Stück dieses 1.000 Jahre alten Eises und der Guide bestätigte mir, dass sich die Gletscher auch in Island langsam zurückziehen. Auf der einen Seite boomt der Tourismus dort, die Touristen schauen sich diese “Naturwunder” mit Begeisterung an und die Isländer profitieren natürlich auch davon. Auf der anderen Seite ist diese Insel im Nordatlantik für die meisten Besucher nur mit dem Flugzeug zu erreichen (es sei denn, es ist genügend Zeit für eine An- und Abreise mit der Fähre). Und das Fliegen ist eben klimaschädlich!
Mir wurde bewusst, dass es ein Paradoxon ist, dass Menschen wie ich, die einerseits sehr an der Natur und an unserem Planeten interessiert sind (und sich auch für deren Schutz einsetzen), andererseits auch durch das Reisen zu Naturhighlights (die es nicht nur in Deutschland gibt) zum menschgemachten Klimawandel beitragen. Eine Patentlösung habe ich aktuell leider nicht. Das mit der Ausgleichszahlung finde ich durchaus gut. Meiner Meinung nach muss es nicht unbedingt eine CO2-Ausgleichszahlung sein. Im letzten Jahr haben meine Frau und ich nach der Rückkehr aus Südafrika, wo wir Verwandtschaft und unser Patenkind besucht haben, verschiedene gemeinnützige Organisationen herausgesucht, die sich um benachteiligte Menschen kümmern (u.a. Marys Meals). Diesen Organisationen haben wir sozusagen als “Wiedergutmachung” für den Flug einen entsprechenden Geldbetrag gespendet.
Eines weiß ich zumindest sicher – ich betrete während der Fastenzeit 2017 definitiv kein Flugzeug (immerhin!). Na ja, das Mobilitätsverhalten ist ja auch gar nicht mein Schwerpunkt – ich möchte mich in meinem Blog auf den Konsum und auf die Ernährung konzentrieren (nochmal Glück gehabt).
Klimagerechtes Einkaufen – wo kann ich hier etwas besser machen?
Zurück zum Thema also: Ich möchte in der Fastenzeit die Einkäufe unseres Zwei-Personen-Haushaltes genauer betrachten und insbesondere bei der Ernährung die Tipps aus dem „Klima Kochbuch“ (Franckh-Kosmos Verlag, 2009) beherzigen.
10 Tipps für eine klimafreundliche Ernährung
1 Klasse statt Masse: weniger Fleisch, Milch, Eier und Butter und dafür in Bio-Qualität.
2 Biolebensmittel kaufen.
3 Saisonales Obst und Gemüse kaufen.
4 Lebensmittel von regionalen Erzeugern kaufen.
5 Gering verarbeitete Lebensmittel bevorzugen.
6 Aufs Auto verzichten und zu Fuß oder mit dem Fahrrad einkaufen gehen.
7 Auf Ökostrom umsteigen.
8 Energieeffiziente Haushaltsgeräte einsetzen.
9 Freunde einladen.
10 Weniger Lebensmittel wegwerfen und Reste verwerten.
Wie sieht es nun in unserem Haushalt dazu aus:
Punkt 7 und 8 kann ich, wie bereits oben schon erwähnt, abhaken. Bei Punkt 1, 2 und 5 mache ich „gefühlt“ schon vieles richtig – ich möchte da aber versuchen, so etwas wie eine „Bio-Quote“ zu errechnen. Auf Fleisch und Fisch verzichte ich in der Fastenzeit komplett und auch sonst kommt in einer Woche höchstens ein bis zweimal ein Fleisch- oder Fischgericht auf den Tisch. Bei Milch, Eier und Butter wird’s (a weng) happig. Milch brauche ich für mein tägliches Müsli (die Alternativen wie Reismilch o.ä. habe ich nach mehrmaligem Probieren aus geschmacklichen Gründen wieder verworfen), Frühstückseier gönnen wir uns manchmal am Wochenende und Butter gehört grundsätzlich auf den Frühstückstisch (aber auf alle Fälle beides in Bio-Qualität). Da ich selbst daheim (sehr gerne) koche, kann ich behaupten, dass ich am liebsten frische Produkte verwende, d.h. verarbeitete Lebensmittel kommen bei mir – außer Tofu vielleicht – selten in den Kochtopf. Die Punkte 3 und 4 beachte ich ehrlich gesagt zu wenig, allerdings hatten wir über einige Jahre eine Ökokiste abonniert (da werde ich die Fastenzeit zum Anlass nehmen, die Kiste wieder zu abonnieren!). Bei Punkt 6 komme ich wahrscheinlich an Grenzen – Getränkekästen und volle Einkaufstaschen schleppen? Aber zumindest kaufe ich immer wieder mal auf dem Heimweg vom Büro im Innenstadtbereich beim Bäcker oder im Bioladen ein, soweit ich den Einkauf mit dem Fahrrad transportieren kann. Punkt 9 ist ein hervorragender Tipp, was wir natürlich auch immer wieder gerne machen (mal schauen, was die nächsten Gäste zu meinem neuen Tofu-Gericht sagen werden). Schließlich Punkt 10 – ich glaube, da bin ich durchaus kreativ und weiß, mit restlichen Zutaten noch etwas Schmackhaftes zubereiten zu können. Lebensmittel wegwerfen geht normalerweise gar nicht. Aber auch das möchte ich in der Fastenzeit noch mal näher unter die Lupe nehmen. Zudem kommt für mich auch der soziale Aspekt dazu – Fairtrade Produkte. Ich möchte hierzu in der Fastenzeit mal darauf achten, wie viel wir für Fairtrade Produkte ausgeben.
Meine Ziele für die Fastenzeit sind also:
- Komplett auf Fleisch und Fisch verzichten
- Meine Bio- und Fairtrade-Quote erfassen und innerhalb der Fastenzeit erhöhen
- Auf Regionalität und Saisonalität achten – Abonnieren einer Regionalkiste
- Statt 6 mal (1x pro Woche) nur 3 mal das Auto für die Einkäufe nehmen
- Verschiedene Gerichte aus dem Klimakochbuch ausprobieren
- Bewusst mal alle Schränke und den Kühlschrank durchstöbern und ein richtiges “Reste-Gericht” kochen
- Ein besonderes Tofu-Gericht kochen und Freunde dazu einladen
Erfahrungen vom letzten Pizza backen
Um sozusagen einen Abgleich vorzunehmen –vor, während und nach der Fastenzeit – möchte ich abschließend eine kleine Bilanz vom letzten Pizzabacken am 25. Februar vorstellen.
Wie stand es zu diesem Zeitpunkt mit den 10 Tipps für eine klimafreundliche Ernährung? Inwieweit habe ich diese „Kriterien“ erfüllt (ohne die Kriterienliste zu diesem Zeitpunkt im Detail zu kennen)? Die unverbindliche Bewertung dazu ergibt folgendes Ergebnis:
(Einstufungen: ++ gut erfüllt, + größtenteils erfüllt, – kaum erfüllt, – – nicht erfüllt)
- Klasse statt Masse: + (Begründung: keine Butter, keine Eier, keine Milch, nur auf 2 von 4 Pizzen befand sich 50 g Bio-Salami).
- Bio-Lebensmittel: + (Begründung: Mehl, Tomaten, Auberginen, Zucchini, Mozzarella, Salami, Olivenöl, d.h. rund 70 % in Bio-Qualität).
- Saisonalität: – – (Begründung: Ich habe beim Einkauf nicht auf saisonales Gemüse geachtet. Pizza mit Rosenkohl oder Wirsing? Wäre ein Versuch wert!).
- Regionalität:- – (Begründung: Die Produkte stammen alle aus dem Supermarkt, beim Gemüse ist manchmal das Knoblauchsland als Herkunftsort genannt, was für Neumarkt vielleicht gerade noch als regional bezeichnet werden kann).
- Gering verarbeitete Lebensmittel: + (Begründung: Das Gemüse ist durchgehend frisch. Tomaten allerdings aus der Dose und Artischocken aus dem Glas, andere Zutaten wie Käse, Hefe, Kräuter wenig bis nicht verarbeitet).
- Einkauf ohne Auto: – – (Begründung: Den Wocheneinkauf machen wir mir dem Auto, weil es wirklich große Mengen sind, vor allem wenn Gäste kommen, plus Getränkekästen).
- Ökostrom: ++ (Begründung: Seit mehreren Jahren haben wir den Ökostromtarif der Stadtwerke).
- Energieeffizienz: ++ (Begründung: Vor einem Jahr haben wir eine neue Küche mit den energieeffizientesten Geräten Kühlschrank, Herd, Spülmaschine gekauft; nicht eingerechnet ist hier die Tatsache, dass wir unsere Pizza auf einem heißen Stein backen, der bei 240 ° erhitzt wird – das kostet etwas mehr Energie, aber -Klimaschutz hin, Klimaschutz her- geschmacklich mache ich hier keine Kompromisse…).
- Freunde einladen: ++ (Begründung: An diesem Abend hatten wir Besuch von zwei Freunden. Es war sehr gesellig, lustig und lecker. Die Freunde haben Rotwein mitgebracht. Ob der allerdings Bio war, haben wir nicht gefragt, weil “einem geschenkten Gaul …”).
- Reste verwerten: ++ (Begründung: Von der Pizza ist kein einziger Krümel übrig geblieben. Die Hoffnung, dass wir einen Rest am nächsten Tag essen können, wurde nicht erfüllt. Aber dazu schmeckte die Pizza einfach zu gut! Allerdings haben wir den restlichen Wein am nächsten Tag getrunken, denn wie heißt es bei Tipp 10 nochmal: „Reste verwerten!“).
Soviel von meiner Seite zum Start in die Fastenzeit. Wir hören uns wieder spätestens am 30. März! Wer in der Zwischenzeit auch Erfahrungen beim Thema Ernährung, Kochen und Klimaschutz macht: Ich freue mich auf Kommentare und auf eine lebhafte Diskussion und ich wünsche einen klimabewussten Appetit (und bloß nicht den Appetit verderben lassen von irgendwelchen Plakatkampagnen unserer Umweltministerin)!
Meine persönlichen Tipps für weiterführende Infos:
Umweltbewusstsein in Deutschland (Seite des Umweltbundesamtes): http://www.umweltbundesamt.de/daten/private-haushalte-konsum/umweltbewusstsein-umweltverhalten#textpart-1
Dialog Landwirtschaft “Wir müssen reden”: http://www.bmub.bund.de/dialog-Landwirtschaft/
Fairer Handel in Deutschland (Seite von Transfair e.V.): https://www.fairtrade-deutschland.de/
Marys Meals – Eine einfache Lösung gegen Welthunger: https://www.marysmeals.de/
Übergabe des Staffelstabes
Für morgen, 5.3.2017 nominiere ich: Katrin Ziewers, Landkreis Bayreuth.
Liebe Katrin, ich bin gespannt auf Deinen Bericht!
Fotonachweis:
http://www.pixabay.com (Titelfoto, Foto mit Pizza) / www.kosmos.de (Klimakochbuch) / Alle sonstigen Fotos: Ralf Mützel
Vielen Dank für diesen sehr persönlichen Einblick und das “durchspielen” an einem Gericht (jetzt hab ich Hunger!). Was du dir vorgenommen hast liegt auf keinem Fall “unter der Messlatte”. Besonders gut gefällt mir dein differenziertes Herangehen an das Thema Ernährung. Es zeigt wie komplex das Thema Klimaschutz ist. Es gibt eben keine einfachen Regeln – z.B. vegan essen ist immer besser. Sondern es gilt, verschiedenste Aspekte zu bedenken, wie Herkunft der Lebensmittel, Verpackung, Transport. Dabei soll es natürlich nicht in ein kompliziertes und zeitaufwändiges CO2-zählen ausarten. Wenn jede und jeder mit gesundem Menschenverstand herangeht, dann ist schon viel gewonnen. Es glaubt ja wahrscheinlich niemand wirklich, dass Fleisch aus dem Discounter gut für unsere Umwelt ist.
Ein kleiner Tipp wegen des Kästen-Schleppens: Seit einiger Zeit trinken wir zuhause nur noch Leitungswasser – und setzen bei Lust und Laune Kohlensäure zu. Dass spart das Tragen. Wie man das allerings mit einem Bierkasten machen kann … vielleicht einen Bier-Hahn von der nächsten Gaststätte legen lassen 😉
Liebe Lena, das mit dem Bierleitung von der nächsten Gaststätte mit Zapfhahn in der eigenen Küche wäre gar nicht schlecht … die Idee werde ich NACH der Fastenzeit verfolgen, jetzt gilt bei mir wie seit Jahren eine Alkoholauszeit …
Lieber Ralf,
danke für Deinen umfassenden Beitrag! Umweltbewusstsein und -verhalten sind leider häufig nicht deckungsgleich, auch, weil man sich beim Handeln selbst zu wenig Gedanken macht, Gewohnheit und die Annehmlichkeiten des modernen Lebens sind sehr verführerisch und gewinnen oft gegen gute Vorsätze.
Viele Menschen haben wahrscheinlich gar keine Vorstellung davon, wie klima(un-)verträglich ihr Handeln und wie groß ihr CO2-Fußabdruck ist. Das CO2-Bilanzieren müsste uns allen so geläufig werden wie die Steuererklärung. Das Bilanzieren müsste uns zudem einfacher gemacht werden, wir quasi sofort “die Quittung bekommen” , indem z.B. die “stromintensiven” Geräte ihren Verbrauch direkt anzeigen, jede Tankquittung, der Zugfahrschein und das Flugticket das CO2-Äquivalent ausweist und zum Kauf angebotenen Produkte Angaben zu ihrer Nachhaltigkeit machen. Super wäre es zudem, wenn CO2-Sparen belohnt wird, eine gute Idee dazu, in welcher Form man belohnt, habe ich aber noch nicht.
Ernährung ist ein interessantes und wichtiges Thema, Du bist da ja schon sehr nachhaltig und nimmst Dir obendrauf für die Fastenzeit noch mehr vor – Respekt. Leider hinkt unsere Gesellschaft und insbesondere die Gastronomie noch sehr hinterher, gerade in Bayern. Da sind viel Fleisch, große Portionen und günstiger Preis immer noch die wesentlichen Kriterien für “gutes Essen” .
Ja, und wieder ist die Mobilität die “Stolperfalle”. Ein bisschen einfacher würde der Verzicht fallen, wenn Mobilität einen adäquaten Preis hätte. Entfernung und Reisedauer müssen zusammenpassen und immer sollte man sich die Frage stellen, was haben die Menschen vor Ort von meinem Besuch oder verursacht er sogar direkten Schaden? Gerade die “Naturreisen” tragen mittlerweile am stärksten zu Belastungen bei, z.B. auch in Island, darüber war vor ein, zwei Wochen eine Sendung auf DLF.
Dann Wünsche ich noch ein schönes Wochenende und viel Spaß und Genuss beim Fasten!
Lieber Ralf,
Deine ehrliche, differenzierte und selbstkritische Bestandsaufnahme hat mir gut gefallen. Vor allem weil sie sich einem Kernproblem nähert: Der Diskrepanz zwischen Wissen und Handeln,die du persönlich beim Thema Flugreisen erfährst. Ich kann deine Argumente für das Reisen sehr gut nachvollziehen, aber am Ende bleibt das knallharte Faktum, dass unser “Klimabudget” nur eine Tonne Co2 beträgt, Flugreisen sind damit definitiv nicht drin. Das ist unendlich schade, weil Reisen so bereichernd ist, aber die Tatsache lässt sich auch durch Ausgleichszahlungen nicht beiseite schieben. Dies Beispiel zeigt, das ein Umstieg auf einen klimavertraglichen Lebensstil nicht mit kosmetischen Korrekturen zu erreichen ist, sondern einen grundlegenden Wandel erfordert, der gewiss auch viele positive Effekte in unserem persönlichen Leben mit sich bringen wird (z.B. Entschleunigung), aber nicht ohne schmerzliche Einschnitte auskommen wird. Mit abschaltbaren Steckerleisten und Elektroautos alleine werden wir das Problem nicht lösen. Wer fliegt – ich übrigens auch – ist Teil des Problems.
Ich weiß, dass diese Argumentation mir meist wenig Sympathiepunkte einbringt, hoffe aber, eine lebhafte Diskussion anzustoßen.