Let’s go MehrwegLiebe Lena, vielen Dank für die Übergabe. Ich bewundere deinen Vorsatz, die Fastenzeit u.a. möglichst plastikfrei durchzustehen und bin gespannt auf deine Erfahrungen.
Mein Name ist Sabine Rüskamp und ich arbeite seit 1. März 2017 für das Klimaschutzmanagement des Landkreises Bayreuth, bin also ganz neu im Job. Allerdings habe ich schon bei der Konzepterstellung und Fördermittelbeantragung mitgearbeitet, so dass mir das Thema Klimaschutz nicht fremd ist.
Ich wohne in einem Ortsteil von Creußen im Landkreis Bayreuth, habe also ganz andere Ausgangsbedingungen als mein Kollege Bernd Rothammel, gerade was das Thema Mobilität betrifft.
Wie mein/e Vorgänger/in habe meine persönliche CO2-Bilanz erstellt. Nach der Berechnung komme ich auf ca. 6,95 Tonnen Kohlendioxid pro Jahr – wie meine/r Vorgänger/in liege ich damit unter dem Bundesdurchschnitt. Doch auch ich bin weit vom 1-Tonnen-Ziel entfernt und habe noch Optimierungsbedarf. Also schaue ich mir die einzelnen Bereiche mal genauer an:
Positiv fällt die Kategorie Heizung aus. Hier haben wir unsere Hausaufgaben gemacht und unser Haus komplett energetisch saniert bzw. sind kurz vor Abschluss der Arbeiten. Wenn die Kellerdecke noch gedämmt ist, sollte hier noch eine weitere Verbesserung zu sehen sein.
Bezüglich der Energieeinsparungen und dem Wohnkomfort kann ich eine energetische Sanierung jedem nur empfehlen! Allerdings ist es auch ein forderndes Projekt, zumindest – wenn man wie mein Freund und ich – bereits im Haus wohnt und viel Eigenleistung einbringt.
Auch einige Schwierigkeiten und Unerwartetes blieben nicht aus. So war zum Beispiel die von mir favorisierte Dachdämmung aus nachwachsenden Rohstoffen aufgrund der vorhandenen Bausubstanz und -statik nicht umsetzbar und die zentrale Lüftung, mit deren Einbau wir lange gehadert hatten, hat sich aus unserer Sicht als absolutes Muss herausgestellt. Denn als die Lüftung noch nicht angeschlossen war, mussten wir bei kalter Witterung trotz regelmäßigem Stoßlüften mehrmals täglich Kondenswasser von den Fenstern wischen. Seit die Lüftung läuft, ist das vorbei!
Auch beim Strom sieht es gut aus, denn unseren Strombedarf vom eigenen Dach decken wir teilweise durch Solarstrom vom Dach und wenn dieser nicht reicht durch Ökostrom.
Besonders negativ sticht mein CO2-Austoß im Bereich der Mobilität hervor. Die Gründe hierfür liegen auf der Hand: da ich auf dem Land wohne, habe ich einen täglichen Arbeitsweg von ca. 30 Kilometern, den ich aktuell mit dem Auto (Baujahr 1996) zurücklege. Dazu kommen noch weitere Fahrten in der Freizeit sowie der Urlaub. Da in diesem Bereich die größte Stellschraube meines CO2-Verbrauchs liegt, möchte ich die Fastenzeit nutzen, mögliche Alternativen auszutesten. Dies kommt mir ganz gelegen, da im Herbst der TÜV ansteht und ich mich dann ggf. nach einem neuen Auto umsehen müsste. Im Idealfall führt mein Versuch zu dem Ergebnis: auf den Autokauf kann ich verzichten, uns reicht ein Auto zu zweit. Ich bin jedoch skeptisch…
Der Bereich Ernährung ist besser als beim Durchschnittsdeutschen, denn vegetarische Ernährung ist für mich seit über 15 Jahren selbstverständlich. Meine wirklich einzige Ausnahme: ich esse Kloß mit Soß´. Bevorzugt zwar auch vegetarisch, aber wenn es mal keine andere Möglichkeit gibt, drücke ich hier ein Auge zu. Dennoch gibt es auch hier noch viel Verbesserungspotenzial.
Inspiriert durch eine Freundin, die sich vegan ernährt und der ich bei Geburtstagen und anderen Gelegenheiten natürlich auch etwas Leckeres zum Essen anbieten will, versuche ich seit einiger Zeit auch gelegentlich Milchprodukte und Eier durch vegane Varianten zu ersetzen. Hier gibt es sicherlich noch Optimierungsmöglichkeiten, ob ich es jedoch schaffe, ganz auf vegane Kost umzusteigen, weiß ich nicht, denn Käse esse ich schon sehr gerne. Einen Vorteil habe ich jedoch: durch meine Laktose-Intoleranz bin ich schon sensibilisiert, wo überall Milchbestandteile enthalten sein können (z.B. Chips, Laugengebäck o.ä.), wo man sie erstmal gar nicht vermutet.
Zum Start habe ich – auch um Bernd Rothammel den Einstieg in die milchfreie Kost zu versüßen – für meinen ersten Arbeitstag beim Klimaschutzmanagement Bayreuth vegane Apfelmuffins gebacken (natürlich in Mehrweg-Silikonformen).
Auch beim Obst- und Gemüseeinkauf werde ich in der Fastenzeit versuchen, nur regionales (und damit i.d.R. auch saisonales) und unverpacktes Obst und Gemüse zu kaufen. Ich bin gespannt, wie gut sich das auf dem Land umsetzen lässt, ohne zusätzliche Autofahrten in Kauf nehmen zu müssen. Zum Glück gibt es in Creußen aber einen Supermarkt mit regionalem Angebot und alle zwei Wochen findet ein kleiner Bauernmarkt statt, dort komme ich ohne Probleme mit dem Rad hin.
Thema sonstiger Konsum – hier schaut es auch ganz gut aus (ohne Ausgaben für die energetische Sanierung). Dennoch möchte ich auch in diesem Bereich gerne noch neue Möglichkeiten austesten. Da ich bisher und auch zukünftig noch für einige Stunden für die Öffentlichkeitsarbeit in der Abfallwirtschaft des Landkreises Bayreuth – zusammen mit einer Kollegin – zuständig bin, möchte ich in den kommenden Wochen auch Abfall fasten. Dies möchte ich zum einen über den oben erwähnten Einkauf von unverpackten Lebensmitteln, aber auch die Integration von neuen Mehrweg-Ideen in meinem Alltag erreichen. Zu letzterem bin ich noch auf der Suche nach Ideen, da ich alltägliche Dinge (z.B. Getränkeflasche, Stoffbeutel, Brotzeitbox) bereits in der Mehrweg-Variante nutze. Zum Start ersetze ich die Küchenrolle gegen Geschirrtücher, die genauso zum Aufwischen von Flüssigkeiten taugen. Falls ihr noch Ideen habt – immer her damit!
Damit gebe ich den Staffelstab weiter an Ralf Mützel aus Neumarkt i. d. Oberpfalz.
Lieber Ralf, was für Ideen zum CO2-Fasten hast du dir überlegt?
Meine persönlichen Tipps für weitere Infos:
Ideenportal für einfaches und nachhaltiges Leben, auf dem zu verschiedenen Kategorien interessante Tipps und Tricks zu finden sind.
www.letsgomehrweg.de / www.facebook.com/letsgomehrweg
Die Umweltkampagne von Stadt und Landkreis Bayreuth thematisiert Bereiche, in denen umweltfreundliche Mehrwegsysteme zum Einsatz kommen. Mit Hilfe verschiedener Projekte und Partner werden die Vorteile von Mehrwegprodukten veranschaulicht und die Bevölkerung für dieses Thema sensibilisiert. Auf der Homepage gibt es u.a. eine Übersicht über Leihangebote in der Region Bayreuth.
www.regional-saisonal.de/saisonkalender
Übersichtlicher Saisonkalender für Obst, Gemüse und Salat, in dem auch die Verfügbarkeit von eingelagerten Produkten angezeigt wird. Zusätzlich gibt es auf der Homepage auch noch Rezeptideen, diese habe ich allerdings bisher noch nicht getestet.
Leckere vegane Backrezepte gibt es von Tine. Ich habe schon einiges probiert, bisher hat alles super geschmeckt.
Fotos:
Sabine Rüskamp, Screenshots des CO2-Rechners des Umweltbundesamtes und des Logos von Let’s go Mehrweg
Hallo Zusammen,
war bis jetzt noch im Urlaub und bin begeistert, was hier in diesem Blog geschieht!! Tolle Aktion!
Liebe Sabine, nochmals willkommen im Kreis der Klimaschutzmanager! Die energetische Sanierung finde ich sehr spannend. Danke auch für die veganen Backrezepte. Ich habe zwar schon vor langem festgestellt, dass ich im Backen nicht gut bin…dafür bin ich ein sehr guter Aufesser, deshalbe gebe ich diese gerne weiter! 😉
Liebe Sabine,
Du und Dein Freund, Ihr verfolgt ja zuhause einen umfassenden Ansatz, was Energie- und damit CO2-Sparen betrifft, tolle Sache! Wie alt ist denn das Haus, das Ihr saniert habt? Klappt das mit der automatischen Innenraumlüftung gut? Viele Häuslebauer und -Sanierer sagen ja, das lohnt sich (finanziell) nicht, wenn man aber die Energie rückgewinnt, dann auf etwas längere Sicht doch wohl auf alle Fälle … Ich bin auch gespannt, welchen “Weg Du gehst”, um bei der Mobilität noch die Bilanz zu verbessern!
Da Du jetzt auch die vegane Ernährung ansprichst, so wie schon Bernd, möchte ich Dich, und auch Bernd, fragen, ob veganes Essen wirklich in der Klimabilanz besser abschneidet als vegetarisches bzw. stark fleischreduziertes Essen. Wo findet man darüber etwas? Kann man entsprechend alle notwendigen “Ersatzstoffe” bei uns in Deutschland oder gar in der Region erzeugen? Gerade beim Essen kommt es auf viele Feinheiten an, was das Bilanzieren schwierig macht: So z.B. wirkt sich ein hoher Eierkonsum der Nicht-Veganer schlecht auf die CO2-Bilanz aus – die Backrezepte muss ich mir deshalb unbedingt mal anschauen. Und die Bilanz wird übrigens auch schlechter, wenn man viel Sport treibt (weil man mehr verbrennt) – hier gilt es gut abzuwägen! 🙂
Übrigens, kennt Ihr Dr. Ina Idel und ihr Buch “Die Kuh ist kein Klimakiller”? Sie geht darin auch auf die positiven Aspekte extensiver Weidehaltung auf die Klimabilanz ein … Ein Vortrag von ihr ist hier eingestellt: http://bdm-an.de/Infos/VortragIdel.pdf
Liebe Susanne,
Ich versuche nicht vegan, sondern klimafreundlich zu essen. So manches vegane Produkt ist ja aufwändig verarbeitet oder kommt von weit her. Infos gibt es in der GEMIS Datenbank. Danke für den Buchtipp.
Liebe Susanne,
unser Haus ist Baujahr 1964, aus energetischer Sicht also eine ganz schlechte Bausubstanz. Eigentlich wollten wir übrigens erst mal nur die Holzverkleidungen von Decken und Wänden entfernen und streichen, um anschließend das Haus in Einzelmaßnahmen Schritt für Schritt anzugehen. Leider sind wir beim Entfernen der Holzverkleidungen auf eine unsachgemäße Innenwanddämmung – und jede Menge Schimmel gestoßen! Ein Beispiel wie man es nicht machen sollte: mehrere Schichten Tapeten, dann Styropor und eine Holzverkleidung drauf. Ergebnis: Schimmelbildung durch Schwitzwasser, da zudem wenig geheizt und gelüftet wurde. Auch das war ein Grund für uns, die zentrale Lüftung (mit Wärmerückgewinnung) doch einzubauen. Ob sich das finanziell rechnet, kann ich noch nicht sagen, für den Wohnkomfort und die Verhinderung weiteren Schimmelwachstums aber auf jeden Fall! Die Lüftung läuft bisher einwandfrei und wir haben einfach immer frische Luft im Haus, als ob wir gerade gelüftet hätten.
Bei der veganen Ernährung kommt es m.E. darauf an, wie man diese wählt. Von anderen Kontinenten eingeflogene Lebensmittel sind sicher nicht zielführend. Dennoch sind tierische Produkte sicherlich der größere Klimakiller: Auf der Seite des BMU (http://www.bmub.bund.de/themen/wirtschaft-produkte-ressourcen-tourismus/produkte-und-umwelt/produktbereiche/lebensmittel/) ist z.B. eine Übersicht über die Klimabilanz verschiedene Lebensmittel zu finden und auch eine Studie der Oxford Universität (siehe https://utopia.de/studie-vegane-ernaehrung-klimaschutz-15078/) macht den Einfluss der Ernährungsform auf das Klima (und die Weltbevölkerung) deutlich.
Eier kann man übrigens auf verschiedenste Arten ersetzen. Hier ein paar Alternativen (jeweils für 1 Ei), die ich schon erfolgreich beim Backen eingesetzt habe: 2 TL Stärke & 3 TL Wasser; 3 EL Apfelmus; 2 TL Backpulver & 2 TL Wasser & 1 TL Öl oder eine halbe zerdrückte Banane. Die Apfelmuffins waren übrigens mit Apfelsaft (statt Eiern und Milch). Schwieriger finde ich es bei deftigem Essen, hier fällt mir spontan nur Tomatenmark ein. Das ist auch ein Bereich, wo ich noch auf der Suche nach Alternativen bin.
Danke für den Buchtipp! Mal sehen, ob es da Buch in unserer Bücherei gibt.
Liebe Sabine, vielen Dank für die Infos zu Eurem Haus, die Links zur Klimabilanz von Lebensmitteln und zu den “Ei-Ersatz”-Vorschlägen – ein T’ai Chi-Kollege, der Veganer ist, bringt ab und zu mal Kostproben mit, auch letzthin mein Bund-Naturschutz Kollege Jürgen, der nun nach 1 1/2 Jahren veganer Ernährung doch wieder “alles” ißt – aber eben ausgewogen und in Maßen.
Liebe Sabine, Respekt dass ihr euer Haus mit so viel Eigenleistung saniert habt. Ich hab da zwei linke Hände! Hast du noch ein paar praktische Tipps für Sanierungs-Willige? Für welches Heizsystem habt ihr euch denn entschieden?
Man sollte sich auf jeden Fall viel Zeit einplanen, besonders wenn man selbst mit anpackt. Denn alles dauert länger, als man denkt! Das hat viele Gründe: die Handwerker verschieben die Termine (für die man ja Urlaub nehmen muss), die selbst ausgeführten Arbeiten brauchen viel Zeit (Einlesen in die Theorie, Praxis sammeln) und es ergeben sich immer im Laufe der Arbeiten neue Probleme.
Wir versuchen, viele Sachen aus dem Umbau wiederzuverwenden: die alten Dachziegel (mit denen uns übrigens kein Dachdecker mehr das Dach decken wollte) haben wir für den geplanten Schuppen zwischengelagert, Ziegel aus einem Wandabbruch werden auch im Garten noch eine Verwendung finden und die alten Fenster sollen in dem geplanten, unbeheiztem Windfang für viel Lichteinfall sorgen.
Aktuell ist die Fördersituation ja sehr gut, so gibt es neben der KfW-Förderung auch noch das bayerische 10.000-Häuser-Programm (aktuell jedoch mit Antrags-Stopp). Die Hinzuziehung eines Energieberaters ist dann sowieso Pflicht, aber auch sinnvoll!
Beim Heizsystem haben wir anfangs mit einer Stückholz-Vergaser geliebäugelt, davon wurde uns jedoch – ohne eigenen Wald – abgeraten. Über diese Entscheidung sind wir aktuell auch glücklich, denn wer sollte sich jetzt auch noch ums Holzhacken kümmern? Nun haben wir eine Wärmepumpe, die jedoch bei kalten Temperaturen von der noch vorhanden Öl-Heizung unterstützt wird. Allerdings müssen wir uns bzgl. der Heizung nochmal Gedanken machen, denn irgendwann wird der Tag kommen, an dem wir eine (klimafreundlichere) Alternative zum Ölkessel brauchen. Zusätzlich haben wir noch einen Schwedenofen, sodass wir trotzdem auch mit Holz heizen können, so erhalten wir auch etwas Unabhängigkeit. Aufgrund der Dämmung ist der Heizenergieverbrauch natürlich aber extrem gesunken, genaueres werden wir jedoch erst in einiger Zeit wissen.
Danke. Ich finde es genial, dass ihr plant, die alten Baumaterialen noch weiter zu nutzen. In ihnen steckt ja auch jede Menge “graue” Energie.
Liebe Sabine,
also die Muffins kannst Du gern öfter backen und mitbringen, haben super geschmeckt ;-)))
Natürlich mit Solarstrom!!!
Gruß,
Janet
Liebe Sabine, die Muffins waren wirklich super lecker und waren ein süßer Einstieg in eine Fastenzeit ohne Milchprodukte. Für deine Links zu den Rezepten bin ich besonders dankbar. Mir gehen nämlich schon jetzt die Ideen aus.
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Ich verwende oft einfach vegetarische oder sogar konventionelle Rezepte, denn häufig schmecken diese auch, wenn man die tierischen Bestandteile weglässt oder ersetzt (z.B. Sahne durch Soja- oder Hafersahne, Schinken durch getrocknete Tomaten o.ä.). Klappt aber natürlich nicht bei allen Rezepten.